sábado, 20 de abril de 2013

Geiger Daniel Hope : Alte Musik durch die Ohren des 21. Jahrhunderts - Berliner Morgenpost

20.04.13, 07:25

Geiger Daniel Hope

Geiger Daniel Hope ist für seine ungewöhnlichen Konzertprojekte bekannt. Die Musik seiner neuen CD "Spheres" wird er am 30. April im Stattbad Wedding präsentieren. Die Morgenpost sprach zuvor mit ihm.

Berliner Morgenpost: Herr Hope, was gibt es nun da draußen?

Daniel Hope: Das würde ich auch gerne wissen wollen. Vor kurzem war ich in einem Planetarium in Liverpool. Ich habe festgestellt, dass es in Planetaria heute ganz andere technische Standards gibt. Man kann sich tatsächlich mitten in die Galaxy versetzen, oder sogar den weitest messbaren Punkt des Universums erreichen. Wenn man dann einen Schritt zurücktritt und auf die Millionen von Sterne schaut, dann wird einem klar, es muss etwas Anderes da draußen geben. Ansonsten würde das Ganze gar keinen Sinn ergeben.

Glauben Sie etwa an außerirdisches Leben?

Schön wäre es, oder? Wobei sie über uns vermutlich nur den Kopf schütteln würden.

Ihr Projekt ist eine ziemlich bunte Mischung an Komponisten und Werken.

Ich habe versucht, Töne zu finden, die einen woanders hin transportieren. Für das Projekt habe ich viel Musik gehört. Ich musste mir überlegen, ob ich mich auf Barockmusik oder auf Romantik konzentriere. Irgendwann wusste ich, das ist der falsche Weg. Ich musste Track für Track etwas suchen. Grundbedingung war, es muss in jedem Stück einen Moment geben, in dem sich der Hörer fragt, wo bin ich? Was ich natürlich nicht wusste, wie die Auftragswerke klingen würden. Einem Komponisten darf man keine Vorgaben machen. Ich war glücklich mit dem Ergebnis.

Wie fügt man zusammen, was ursprünglich nicht zusammen gehört?

Am Anfang steht Westhoff, er ist für mich einer der erstaunlichsten Komponisten, weil er seiner Zeit voraus war. Es ist ein Stück für Solo-Violine mit Basso Continuo, Christian Badzura hat hier und da einige Farben hinzugegeben. Damit baue ich eine Brücke zu Arvo Pärt, wo es Ähnlichkeiten gibt, obwohl 300 Jahre zwischen den Kompositionen liegen. Das fand ich faszinierend. Das waren meine Eckpfeiler. Bei alten Stücken habe ich immer Bearbeitungen in Auftrag gegeben. Es gibt also alte Musik zu hören, aber sie wird durch die Ohren des 21. Jahrhunderts aufbereitet.

Mit dem Programm der CD sind Sie jetzt live unterwegs. Wie lief es bislang?

Konzert und CD sind für mich zwei verschiedene Sachen. Es ist immer am schönsten, wenn man Musik live im Konzert erlebt. Eine CD ist eine Art Schnappschuss, sie entspricht dem, was man zu diesem Zeitpunkt für das Optimum hält.

Warum gehen Sie damit gerade ins Stattbad Wedding?

Es ist ein Ort, der nicht für Musik konzipiert wurde. Dort sollte man ursprünglich in eine andere Welt eintauchen. Es wird akustisch spannend sein. Das Stattbad ist mit das Gewagteste, was ich bisher gemacht habe.

Warum tun Sie es dann?

Ich genieße es, an ungewöhnlichen Orten zu spielen. Es ist auch mein großer Wunsch, in Berlin verschiedene Orte zu bespielen, auf die andere nicht kommen oder sich auch nicht heran wagen. Es begann mit dem Flughafen Tempelhof, dann gingen wir ins Finanzministerium, dann in eine alte Synagoge. Es gibt viele geschichtsträchtige Gebäude in Berlin. Und auch was meine eigene Familiengeschichte angeht, ist die Stadt eine alte Freundin, die ich immer wieder besuchen möchte.

Dem Begriff Sphärenmusik nähert man sich seit dem Mittelalter entweder mathematisch oder religiös?

Für mich ist es immer die Religiöse. Einfach, weil ich extrem schlecht in Mathe war. Aber ich habe viel darüber gelesen, mich mit Kepler und Pythagoras befasst.

Dann ist für Sie die Musik Abbild eines göttlichen Plans?

Ja, definitiv. Obwohl die Musik eine mathematische Basis hat, die Töne und Schwingungen sich berechnen lassen, hat es gleichzeitig etwas Unermessbares, etwas nicht Kalkulierbares. Das hat nichts mit Mathematik zu tun, sondern mit göttlicher Inspiration. Deshalb ist Musik für mich die größte Kunst.

Welcher Komponist steht Gott am nächsten?

Schwer zu sagen. Ich glaube Bach und Arvo Pärt. Pärt ist sehr gläubig. Ich spüre immer eine religiöse Affinität in seiner Musik. Bei Bach ist es schwieriger. Bach war religiös, wissen wir, aber auch wahnsinnig von sich selbst überzeugt. Trotzdem geht für mich alle unsere Musik auf Bach zurück. Bach ist eine fundamentale sowie göttliche Sprache der Musik.

Musik, das Glauben und ein freier Tag in der Woche, um es gemeinsam tun zu können, gehören seit Jahrtausenden zusammen.

Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er zur Religion, zum Glauben steht. Musik bedeutet Leben, Musik zeigt das Leben. Musik infiziert einen, ohne das man es will, unabhängig von Sprache, Nationalität oder Glauben. Man kann eine Aversion gegen bestimmte Arten von Musik haben, aber man kann sich nicht dagegen verteidigen. Höchstens durch Weghören oder Weggehen.

Gibt es Musik, die Sie vermeiden?

Sehr laute Heavy Metal oder Techno-Musik mag ich nicht. Ich verstehe den Reiz und die Wirkung der Musik, ich weiß, dass die Musik benutzt wird, um einen bestimmten Zustand zu erreichen. Aber sie berührt mich nicht. Ansonsten gibt es für mich immer irgendetwas an Musik, an einzelnen Phrasen zu entdecken. Wenn man bereit ist, die Ohren weit aufzumachen, ist es das Schönste, was es gibt.

Sie sind ein geradezu umtriebiges Multitalent als Bücherschreiber, Festivalleiter und Geigenvirtuose. Wie geht das überhaupt zusammen?

Ich bin Musiker. Und alles was ich tue, ob ich nun ein Konzert spiele, plane oder was schreibe, hat mit Musik zu tun. Ich bin kein Schriftsteller. Aber das Schreiben ist für mich in den letzten zehn Jahren immer wichtiger geworden. Ich kann mir vieles von der Seele schreiben, wenn auch nur ein Bruchteil davon veröffentlicht wird. Aber ich schreibe jeden Tag, genau wie ich jeden Tag übe. Es ist außerdem ein toller Weg, wenn man so viel wie ich im Flugzeug oder Zug sitzt.

Liegt es für einen Musiker nicht näher zu komponieren?

Dafür bin ich nicht gut genug. Es gibt so viele gute Komponisten, die es verdienen, gehört zu werden. Einen weiteren mittelmäßigen Komponisten braucht die Welt nicht. Das wäre ich. Ab und zu arrangiere ich. Aber auch das Dirigieren sollte man den Profis überlassen. Das muss man richtig studieren.

Es ist irgendwie schwer, Sie zu erreichen, weil Sie immer unterwegs sind?

Ich spiele 120 Konzerte in diesem Jahr. Und ich war jetzt drei Monate lang nicht zu hause. Ansonsten versuche ich, eine Woche pro Monat daheim in Wien zu sein.

Stattbad Wedding, Gerichtstr. 65 Tel. 47997447 Am 30. April um 20 Uhr "Spheres in Concert" mit Daniel Hope, Deutsches Kammerorchester Berlin, Rundfunkchor Berlin unter Leitung von Simon Halsey

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