martes, 23 de julio de 2013

Lieber Facebook als in die Pedale treten - Telepolis

Schweizer Jugendliche ziehen öffentliche Verkehrsmittel dem Fahrrad vor

Nach Daten aus der Schweiz könnte sich der bislang anhaltende Trend, statt Autos oder öffentliche Verkehrsmittel das Fahrrad zu benutzen, wieder umkehren. Nach dem Mikrozensus Verkehr des Bundesamts für Statistik, für den zufällig ausgewählte Bürger befragt werden, fährt die Altersgruppe, die bislang das Fahrrad am meisten genutzt hat, nämlich die 7-16-Jährigen, mit diesem nur noch ein bisschen häufiger als die Erwachsenen.

Die Schweizer sind zumindest bis 2010 nicht von der Fahrradwelle ergriffen worden. 79 Prozent der Haushalte besitzen mindestens einen Personenwagen, aber nur 31 Prozent mindestens ein Fahrrad. Während der Personenwagenbesitz seit 1974 zugenommen hat, mehr Haushalte auch zwei Autos besitzen, blieb die Zahl der Haushalte ohne Fahrrad konstant. Wie in anderen Ländern ist bei den 18-24-Jährigen der Besitz eines Führerscheins deutlich von 70,7 Prozent im Jahr 1974 auf 58,7 Prozent zurückgegangen, obgleich bei ihnen - wie in allen anderen Altersgruppen - die Tagesdistanz, also die täglich zurückgelegten Kilometer, zugenommen hat.

Das muss aber keine Abkehr vom Auto bedeuten, zumindest ist bei den 25-44-Jährigen kein Unterschied zu erkennen. Aber es könnte durchaus sein, dass die junge Generation tatsächlich Mobilität nicht mehr mit einem Auto in Privatbesitz verbindet. Darauf weist eben auch eine andere Veränderung hin: Die 7- bis 16-Jährigen waren in der Schweiz lange jene Altersgruppe, die am häufigsten Velo fährt. Doch das ändert sich: Heute sind Kinder und Jugendliche nur noch ein wenig häufiger auf zwei Rädern unterwegs als Erwachsene, weil die Nutzung während der letzten 20 Jahre um 50 Prozent zurückgegangen ist.

Im Kanton Basel-Stadt, wo man die Strategie, den "Fuss- und Veloverkehr" zu fördern, angeblich seit 30 Jahren eifrig umsetzt, ist das dafür zuständige Amt für Mobilität der Ursache für den Rückgang des Fahrradfahrens bei den Kindern und Jugendlichen nachgegangen. Nach ersten Ergebnissen, über die wie die NZZ am Sonntag berichtete. soll dafür vor allem die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs in den Städten verantwortlich sein. Das könnte langfristig das Ziel untergraben, den Fahrradverkehr auszubauen.

Der öffentliche Nahverkehr, also die Straßenbahn, der Bus oder der Zug, erscheine den Jungendlichen als bequemer, schließlich muss man sich nicht sonderlich körperlich anstrengen, um sein Ziel zu erreichen. Aber es ist nicht nur vielleicht die Faulheit, die das Fahrrad uninteressanter macht, sondern auch das veränderte Medien- und Kommunikationsverhalten. Die Jugendlichen wollen das Internet, Facebook, Twitter, Email, Chats oder was auch immer nutzen oder sich über das Handy unterhalten oder SMS schicken und erhalten. Da lenkt das Fahrradfahren einfach zu sehr ab, man ist zumindest teilweise von der virtuellen Welt abgeschnitten. Das sollte aber nicht nur das Fahrradfahren unattraktiver machen, sondern vielleicht auch das Autofahren, wo man ebenfalls nur bedingt und riskant die Kommunikationsmittel nutzen kann.

Es gibt bereits Regeln für die Nutzung von Handys oder Smartphones beim Auto- und Fahrradfahren. Deren Benutzung ist verboten, wenn dafür eine Hand gebraucht wird. Mit einer Freisprecheinrichtung darf aber mit dem Auto und dem Fahrrad gefahren werden. Wenn neue Geräte wie die Google-Brille kommen, wird die Frage entstehen, ob diese erweiterte Realität auch verboten oder ob sie geduldet wird. Schließlich werden beim Fahren auch Informationen über Armaturen, Navigationsgeräten oder auf der Windschutzscheibe wie beim BMW Head-Up Display.

Christoph Merkli, Geschäftsführer von Pro Velo, der sich schon lange gegen eine Helmpflicht einsetzt, sieht auch hier ein Problem, dass Jugendliche Fahrradfahren als "uncool" empfinden würden, wenn ihre Eltern einen Helm verlangen. Dem schließt sich nach der NZZ auch der Fahrradbeauftragte für Bern, Roland Pfeiffer, an. Fahrradfahren soll für ihn "cool, billig und schnell" sein. Ob das auch der Grund ist, dass Erwachsene ebenfalls weniger radeln, nämlich pro Tag nur noch 800 Meter, während es 10 Jahre zuvor noch 900 Meter waren?

http://www.heise.de/tp/artikel/39/39565/1.html

No hay comentarios:

Publicar un comentario