domingo, 14 de julio de 2013

Nazis bei Facebook: Hass, getarnt als Witz - Spiegel Online

Hamburg - Ein Galgen mit gehenkten Nazi-Opfern, im Vordergrund ein Uniformierter mit Bier in der Hand, Marke: "Reichskristallweizen". Dazu der Werbespruch: "Einfach mal die Seele baumeln lassen."

Ein Bild von Adolf Hitler, im offenen Wagen Hnde schttelnd, Aufschrift: "Ich will Spa, ich geb G?".

Ein "Geburtstagsgru" an eine "braune" 30-Jhrige, verziert mit dem Bild eines jungen Mannes mit Down-Syndrom und einem Schmhwort.

Rassistische Beleidigungen, gerne in Kombination mit Fkalwitzen.

Der Betreiber der Facebook-Seite mit der Selbstbeschreibung "Geschmacklos - schmutzig - ehrlich" nimmt fr sich in Anspruch, "schwarzen Humor" zu verbreiten. In Wahrheit war die Seite ein digitaler Tummelplatz fr Neonazis. Man begrte einander mit dem Krzel "88", das fr "Heil Hitler" steht, oder mit "Nazis rein". Fleiige Kommentatoren und Untersttzer verwiesen in ihren eigenen Profilen gern auf rechte Bands, die auf ihren Seiten wiederum zu Rechtsrock-Festivals einladen. ber 64.000 Fans hatte die Seite. Bei Facebook sind auch Nazis gut vernetzt.

"Verstt nicht gegen unsere Gemeinschaftsstandards"

Die beschriebene Seite existierte mindestens seit Herbst 2012. Damals berichtete Netz-gegen-Nazis.de ber das Angebot. Doch am 25. Juni 2013 war es immer noch online. Als wir probeweise einige besonders menschenverachtende Bilder, darunter die oben beschriebenen, bei Facebook als unangemessen meldeten, mit der Begrndung, hierbei handele es sich um "Hassrede" - so heit das bei Facebook - kam die Antwort prompt: "Wir haben das von dir wegen Hassbotschaften oder -symbolen gemeldete Foto geprft und festgestellt, dass es nicht gegen unsere Gemeinschaftsstandards zu Hassbotschaften verstt." Auf die Seite aufmerksam gemacht hatte uns ein Leser, dessen Meldungen an Facebook zuvor ebenfalls abschlgig beschieden worden waren.

Die deutsche Organisation Jugendschutz.net erklrt in ihrem eben verffentlichten Bericht "Rechtsextremismus online": "Facebook reagierte bislang unzureichend und duldete immer wieder auch volksverhetzende Inhalte, wenn sie als Satire oder Humor gekennzeichnet waren. Fehlende Sanktionen knnen hier jedoch dazu fhren, dass ein Klima gefrdert wird, in dem Diskriminierungen salonfhig erscheinen." Tatschlich ist die beschriebene Seite bei weitem nicht die einzige ihrer Art.

Neonazis verlagern ihre Online-Aktivitten zunehmend ins Social Web: Von 7000 erfassten und als rechtsextrem eingestuften Inhalten im deutschsprachigen Netz habe man 80 Prozent in sozialen Netzwerken, nur 20 Prozent auf klassischen Internetseiten gefunden, berichtet Jugendschutz.net, ber 1300 allein bei Facebook und YouTube. Auch Googles Videoplattform erfreut sich bei Nazis ungebrochener Beliebtheit.

Wieder melden wir, wieder gibt es zunchst keine Reaktion

Nach einem Anruf bei Facebooks Pressestelle verschwand die oben beschriebene Seite dann sehr schnell. Betreiber und Fans aber wichen umgehend auf weitere Seiten aus, die sich angeblich wieder dem "schwarzen Humor" widmen: Wieder Witze ber Hitler und Gas, von "Trumen" ist die Rede, in denen Trken aufgehngt werden. Wieder melden wir einige Bilder, etwa eines, das ein Luxushotel in Dubai zeigt, berschrift "Sieben Sterne" und darunter das Tor des Konzentrationslagers Auschwitz mit der berschrift "4 Millionen Sterne" und der Unterschrift "Made in Germany". Wieder wird die Meldung zunchst abschlgig beschieden, wieder zeigt erst ein Hinweis an die Pressestelle Wirkung.

Facebook betont auf Anfrage, das Netzwerk sei "kein Ort fr die Verbreitung rassistischer Ansichten". Man untersttze mehrere Aktionen und Initiativen gegen Rechtsextremismus, etwa no-nazi.net und 361 Grad Respekt. Auerdem arbeite man unter anderem mit Laut gegen Nazis und Netz gegen Nazis zusammen. Umso erstaunlicher, dass die eingangs beschriebene Seite noch zehn Monate nach dem zitierten Artikel bei Netz gegen Nazis online war.

Natrlich frdert Facebook die Aktivitten der Nazis auf der Plattform nicht bewusst - sogar Unternehmensgrnder Mark Zuckerberg wird auf den beschriebenen Seiten immer wieder antisemitisch verunglimpft. Doch die in Irland stationierten Kontrolleure des Unternehmens haben offenbar Schwierigkeiten, die Grenze zwischen Humor und Hass zu erkennen. Wenn es um nackte Haut geht, ist man hingegen eher allzu konsequent.

Das Unternehmen selbst formuliert: Man sei "der Auffassung, dass Facebook als neutrale Plattform ein Ort sein muss, an dem es mglich ist, Dinge mit Hilfe von drastischen oder verstrenden Inhalten ansprechen zu knnen". Auf diese wrde "die Voraussetzung fr gesellschaftliche Diskurse und das Problembewusstsein unter den Menschen geschaffen".

Dass die beschriebenen Beispiele als Diskursansto eher nicht geeignet sind, wurde offenbar erst nach den Nachfragen in der Pressestelle erkannt. Man reagiere "umgehend, wenn ein Versto vorliegt", erklrt Facebook nun, wenn dies "wie im vorliegenden Fall", nicht geschehe, "so mssen wir uns dafr entschuldigen". Man prfe, "wie es zu diesem Fehler kommen konnte".

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