domingo, 21 de octubre de 2012

EKG-Analyse übers Internet - DIE WELT

Dass er innovative Unternehmen gründen und erfolgreich auf die Schiene setzen kann, hat Masod Karimi mit der Tecon Technologies bewiesen, die der gebürtige Iraner 2005 an die Börse brachte. Die AG mit Sitz in Köln entwickelte spezielle Software für die Telekommunikationsindustrie, darunter für die Deutsche Telekom und Vodafone. Heute firmiert das Unternehmen mit rund 600 Mitarbeitern unter Seven Principles AG.

Mit dem Verkauf seiner Aktien hätte sich Karimi wohl auch zur Ruhe setzen können, doch der 52-Jährige gründete mit der Telexiom ein neues Unternehmen, zunächst als GmbH. Doch die in den Kölner Spichernhöfen residierende Firma ist mittlerweile auch eine AG. Und Karimi möchte auch diese Gründung an die Börse bringen. Die vor etwa fünf Jahren gegründete Telexiom beschäftigt sich mit dem Marktsegment Telemedizin. Karimi erläutert, warum ihn dieser Markt so reizt. "Im Internet gibt es bereits alles Mögliche, aber noch keine medizinischen Dienste." Dabei alterten die Gesellschaften in vielen Ländern und die Kosten der Gesundheitssysteme stiegen dementsprechend rapide an. "Wir werden unsere Dienste weltweit über das Internet anbieten und enorme Kosten einsparen können, sowohl für die Patienten als auch die Krankenkassen", sagt Karimi. Fernziel sei eine Art Internet-Krankenhaus, in dem jeder Patient ein eigenes Portal habe.

Eine erste Version des Systems hat Telexiom bereits entwickelt. Mithilfe eines Brustgurtes und eines marktgängigen Smartphones des Anwenders werden Daten zu Elektrokardiogrammen (EKG), Herz- und Atmungsfrequenz an das sogenannte "Medical Operation und Analysis Center" des Unternehmens übertragen. Dort werden alle Daten während der Übertragung analysiert und bewertet. Basierend auf dieser Bewertung erhält der Anwender sofort eine Rückmeldung, wenn etwa Unregelmäßigkeiten aufgetreten sind. In jedem Fall erhält der angeschlossene Teilnehmer über sein Smartphone eine Ferndiagnose beziehungsweise Hinweise zum weiteren Verhalten. Möglicherweise eine Mitteilung, sich umgehend medizinisch beraten zu lassen. Und auch der Hausarzt oder Verwandte des Patienten können entsprechend informiert werden.

Eine eigene Smartphone-App haben die Kölner Entwickler dazu ebenfalls programmiert. Dieses Anwendungsprogramm dient zum einen der Speicherung und Übertragung der Daten und zum anderen der Arzt-Patienten-Kommunikation. In Ergänzung zu einem Web-Portal werden alle wichtigen Parameter übersichtlich angezeigt. Diese neue medizinische Plattform kann sich aber nicht nur auf Prävention und Nachsorge von Patienten beziehen, sondern ist auch für Sportler und fitnessbewusste Menschen hilfreich. Damit baut Telexiom zugleich eine eigene medizinische Datenbasis auf, mit der immer weitergehende medizinische Diagnosen über die Datenanalyse möglich sind. "Durch die EKG-Analyse-Algorhythmen kann bereits ein großer Teil der Diagnosen ohne persönliche Arztkonsultationen gestellt werden", sagt Technik-Vorstand Andreas Kumpf.

Zugleich möchten Telexiom-Gründer Karimi und seine Mitarbeiter Befürchtungen in der Ärzteschaft zerstreuen, wonach die Telemedizin irgendwann einmal Untersuchung und Diagnose, ärztliche Expertise und Patientennähe ersetzen könnte. "Das Gegenteil ist der Fall", betont Karimi. Telemedizin sei eine ideale Ergänzung, vor allem wenn es um Krankheitsprävention, Früherkennung und Diagnosesicherheit geht. Außerdem beschränke sich der Service auf den EKG- und Herzbereich.

Diese Software zu entwickeln und zur endgültigen Marktreife zu führen ist das eigentliche Ziel des Unternehmens. Und Gründer Karimi berichtet, dass er das bislang ganz ohne den Einsatz von Fremdkapital erreicht habe. "Wir stecken die Gewinne aus dem Bereich IT-Beratung und Programmierung in das Produkt Telemedizin, um damit dem Kapitalmarkt zu signalisieren, dass jetzt ein Investment sinnvoll ist." Denn natürlich brauche die Firma weiteres Geld für Marketing, Vertrieb und Management.

Derzeit sind bei der Telexiom AG 40 fest angestellte Mitarbeiter tätig, maximal 100 sollen es Karimi zufolge werden. "Eben ein überschaubares Team, das mit der richtigen Strategie in einen Gesamtmarkt, den ich derzeit auf mehrere 100 Milliarden Euro schätze, erfolgreich agieren wird." In der Tat dürfte der Markt für entsprechende Technologien riesig sein, gehören Herz-Kreislauf-Probleme zu den häufigsten Erkrankungen des Menschen. Und sind seit vielen Jahren die wichtigste Todesursache in Industrienationen. In Deutschland etwa sind derzeit offiziellen Angaben zufolge vier von zehn Todesfällen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen, in anderen Industrienationen ist das Bild ähnlich. Die Behandlung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht zudem hohe Kosten: Der Anteil der Herz-Kreislauf-Mittel betrug zuletzt rund ein Viertel der gesamten Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung. Hinzu kommen die Aufwendungen für die Rehabilitation der Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten.

Der Mann, dessen Entwicklungen hier ansetzen wollen, hat eine ungewöhnliche Karriere hinter sich: Ende der 80er-Jahre floh Karimi mit Frau und dreijährigem Sohn aus dem Iran und gelangte nach West-Berlin, Die Behörden gewährten ihm und der Familie politisches Asyl, doch sein Studium der Mathematik und Elektrotechnik in Teheran wurde in Deutschland nicht anerkannt.

Nach sechs Monaten zog die junge Familie nach Köln, wo eine Verwandte studierte. Und der damals 29-jährige Karimi begann an der Fachhochschule Köln ein zweites Studium, diesmal der Nachrichtentechnik. Um die Familie zu ernähren, nahm er parallel bis zu drei Nebenjobs an, nach seinem Abschluss arbeitete er bei großen Firmen wie IBM und T-Mobile. Doch Karimi reizte die Selbstständigkeit, die er 1998 erstmals verwirklichte. Obwohl es ihm zu Beginn nicht eben leicht gemacht worden ist, betont Karimi, "dass dieses Deutschland Gründern und Unternehmern immer noch gute Chancen und Voraussetzungen bietet".

Sein wichtigstes Credo ist hier, dass ein Unternehmen Gewinne machen sollte. Das erste Unternehmen Tecon habe "niemals Verluste geschrieben, solange ich CEO war", betont Karimi. Und so solle es bei seinem zweiten Unternehmen auch laufen. 2011 setzte die Telexiom nach Firmenangaben bereits an die vier Millionen Euro um und erwirtschaftete eine Rendite von zehn Prozent.

Beim geplanten Börsengang will Gründer Karimi wieder das Börsensegment "Entry Standard" wählen, der speziell für kleine und mittlere Unternehmen mit hohem Spezialisierungsgrad geeignet ist: "Auch wenn wir die Beta-Version unseres Produktes bereits fertiggestellt haben, würden wir noch weitere zehn bis 15 Millionen Euro in die Entwicklung der Software und den dahinter stehenden IT-Systemen stecken", erläutert der Unternehmer. Denn gerade in diesem Segment sei der Faktor Zeit entscheidend. Man will also Produkte entwickeln und marktreif machen, bevor einem die Mitbewerber zuvorkommen.

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