sábado, 20 de octubre de 2012

Schlagersänger Wendler: Schöner Shit - Spiegel Online

Michael Wendler ist einer dieser deutschen Musikstars, die nur Fans oder Feinde haben. Weil letztere ihn bisher lieber ignorierten, fiel er auerhalb von Bierzelten, Schtzenhallen, Provinzdiscotheken und Ballermann-Kneipen selten auf, whrend seine Fans und die Boulevardpresse den "Sie liebt den DJ"-Snger als "Knig des Popschlagers" feierten.

Es ist also nicht ganz klar, ob er eher als berhmt oder berchtigt gelten darf. Doch neben Jrgen Drews gehrt Wendler zu den absoluten Stars der Ballermann-Szene. Unfassbare 28 CDs fllte er bisher mit seinen einfach gestrickten, Kirmes-kompatiblen Gute-Laune-Liedchen im Discofox-Tempo. Es ist eine Art Musik, die man zum Medley machen kann, indem man einfach die Pause zwischen den Liedern weglsst. Wo Wendler singt, ist Oberbayern und Megapark, Aprs-Ski, Kopf abschalten und lustig feiern - bisher.

Jetzt macht "Der Wendler" Schlagzeilen anderer Art. Am Mittwochabend strahlte RTL einen Beitrag der Serie "Christopher Posch - Ich kmpfe fr ihr Recht" aus, in der der TV-Anwalt zwei Frauen vertrat, die angeblich von Wendler betrogen wurden. Sylvia und Nadine Simbeck wollten demnach auf Mallorca ein nach dem Snger benanntes Wendler-Fan-Caf erffnen, dort auch entsprechende Artikel verkaufen. Wendler verlangte 100.000 Euro dafr und lie sich rund 40.000 Euro Anzahlung vorab berweisen, bevor er der Sache ein Ende setzte: Laut Darstellung von RTL habe Wendler mitteilen lassen, dass er ber die Namensrechte gar nicht verfge. Auf Zahlung der 100.000 Euro soll er trotzdem beharrt haben.

Fr den TV-Anwalt Christopher Posch war das ein gefundenes Fressen. Er klagte im Namen der Simbecks und gewann. Der Vorvertrag sei ungltig, urteilte das Langericht Duisburg, das Geld sei zurckzuzahlen.

Noch am Abend der Ausstrahlung ging bei Facebook eine Anti-Fan-Gruppe namens "100.000 Menschen die Michael Wendler scheie finden" online. Innerhalb eines Tages wurden daraus 200.000, inzwischen zielen die Organisatoren auf eine Million. Wenn es so weiterluft wie bisher, drfte auch das kaum ein Problem sein. Die Hatz ist erffnet, und wer sich fr Wendler uert, bekommt auch was ab vom wtenden "Shitstorm", wie man diese Wutwellen im Web nennt.

Jene, die sich da nun bei Facebook gegen Wendler austoben, mgen enttuschte Fans sein. Die meisten sind wohl eher das Gegenteil, und jetzt gibt es auch dafr einen Namen - sie sind "Anti-Fans". Der von ihnen entfesselte Shitstorm fegt nun vom Internet ausgehend durch die Medien. So heftig, dass auch Michael Wendler das nicht mehr ignorieren kann.

"Das werden wir gemeinsam durchstehen! Lieb Euch..."

Am Donnerstag meldeten sich seine Anwlte zu Wort, verbreitet via Wendler-Management. Die Berichte seien "tendenzis, einseitig und unzutreffend", hie es da, verffentlicht auf Wendlers eigener Facebook-Seite. Das Urteil des Landgerichts Duisburg hielten die Anwlte fr "falsch". Weiter heit es in dem Statement: "Wir haben namens unserer Mandantschaft bereits Berufung beim Oberlandesgericht Dsseldorf eingelegt. Wir sind zuversichtlich, dass das Berufungsgericht den wirklichen Sachverhalt unvoreingenommen und rechtlich zutreffend beurteilen wird."

Angeblich Wendler selbst sowie sein Manager Markus Krampe widersprachen der RTL-Darstellung und dem Duisburger Urteil im Detail: Es sei unwahr, dass Wendlers Name nicht fr das Caf habe benutzt werden drfen, und natrlich sei er auch zur Kooperation bereit gewesen.

Wendlers Bookingagentur MPM Music kndigte ein Statement ihres Klienten fr den Freitag an. Lange Zeit erfolgte nichts, eine Nachfrage von SPIEGEL ONLINE blieb zunchst schriftlich unbeantwortet und wurde dann fernmndlich abgewiegelt: "Es wird zu der Sache keine weitere Stellungnahme geben", hie es seitens MPM Music, die in den vergangenen Tagen mehrfach als Sprachrohr des Sngers auftraten. Wendler selbst sei "nicht erreichbar".

Erst am Freitagabend verffentlichte die Person, die auf Facebook unter Wendlers Namen postet, folgendes Statement: "Hallo Fans, frisch gestrkt komme ich soeben aus meinem Urlaub zurck und werde mich nun dem SHIT-STORM entgegen stellen. Von der Untersttzung meiner Fans bin ich absolut berwltigt und auch das werden wir gemeinsam durchstehen! Lieb Euch..."

Zuvor hatte der Facebook-Wendler Zeugen in eigener Sache bemht: Der Blogger Jochen Kolbe hatte sich unter der Schlagzeile "Hexenjagd 2.0" mehr oder weniger vor Wendler gestellt und gemutmat, dass der Shitstorm eine Art Kampagne sein knne. Die Anti-Fan-Seite bei Facebook wirke inszeniert. Sein Versuch, eine Anti-Anti-Fan-Seite gegen RTL und "Bild" dagegen zu inszenieren, scheiterte bisher klglich. Bei "Bild" gibt es mittlerweile sogar eine "Akte Wendler", in der akribisch Buch gefhrt wird ber vergangene "Snden" des Sngers. So, als ginge es hier um eine Staatsaffre und nicht nur um eine vllig irrelevante Prominenten-Posse.

An der Sachlage ndert all das nichts. Es gab vertraglichen Hickhack, es gab eine Klage und ein Urteil - und zwar gegen Wendler. Dass die Darstellung der beiden geschdigten Frauen als Wendler-Fans, die sich ihren Lebenstraum erfllen wollten und dann vom geldgierigen Star abgezockt wurden, hanebchen ist, steht auf einem anderen Blatt: Geschfte wollten da wohl alle Beteiligten machen - den Frauen war das immerhin 100.000 Euro wert, vorab bezahlt, auf Basis eines obskuren Vorvertrags.

Was Wendler von diesem Geld kassiert hat, wird er womglich zurckzahlen mssen. Bezahlen knnte er die Rechnung derzeit wohl ganz gut, denn eigentlich ist alles wie immer: Whrend die einen ihn beschimpfen, untersttzen ihn die Fans um so mehr. "Was wre wenn?", sein neuestes Umpf-Umpf-Machwerk, steht zumindest in den Schlager-Charts ganz oben.

Der Refrain geht so:

"Was wre wenn, wenn ich dich verliere und dir verschweige, dass ich dich brauche wie Salz auf der Haut?
Was wre wenn, wenn ich dich frage, willst du es wagen, einmal verrckt sein mit Brause im Bauch?"

Die Zahl der Anti-Fans wchst. Dem Verkauf wird es kaum schaden.

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