miércoles, 31 de octubre de 2012

Wenn Facebook-Fotos auf Pornoseiten landen - DIE WELT

Der Trend ist international und verbreitet sich wie eine Seuche. Immer mehr Jugendliche stellen freizügige Fotos von sich auf Plattformen der sozialen Medien wie Facebook ein und wundern sich dann, wenn sie ihre Bilder auf Porno-Seiten wiederfinden.

Die britische Internet Watch Foundation (IWF) hat jetzt in einer Fallstudie untersucht, in welchem Umfang dieser Fotodiebstahl geschickt. Über vier Wochen beobachtete die Organisation über zwölftausend freizügige Amateur-Fotos und Videos, die auf 68 Webseiten veröffentlicht waren.

Fast 90 Prozent aller Fotos wurden gestohlen

Das Ergebnis: Über 88 Prozent dieses Bildmaterials wurde im Testzeitraum von parasitären Webseiten gestohlen und oft auf mehreren Porno-Plattformen gleichzeitig unerlaubt veröffentlicht.

Wie eine zeitgleich erschienene Studie der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen zum Datenschutzverhalten junger Menschen im Netz ausweist, sind vor allem Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren gefährdet, Opfer von solchen Datendiebstählen zu werden. Besonders unbedarft seien Jugendliche mit niedrigem Bildungsniveau.

Mit dem sprunghaften Anstieg von sogenannten benutzergenerierten Inhalten im Zuge der Verbreitung von Web-2.0-Techniken nutzen Geschäftemacher im Netz ganz offensichtlich die Sozialen Netzwerke als Nachschubreservoir für ihre kommerziellen Angebote.

Einmal gepostet - Kontrolle ist weg

"Es ist das erste Mal, dass wir nachweisen konnten, in welchem Umfang das geschieht", stellte Sarah Smith vom IWF-Forscherteam fest.

Ihre Kollegin Susie Hargreaves: "Wir konnten eindrücklich beweisen, wie schwer es ist, einmal ins Netz gestellte Fotos und Videos wieder zu entfernen. Wenn ein Foto einmal auf irgend einer Webseite erscheint, ist die Kontrolle über seine Verbreitung dem Besitzer praktisch aus den Händen genommen".

Der Trend geht zum selbstfabrizierten Porno

Das Zusammenspiel zwischen der Entwicklung neuer Kommunikationsformen im Internet und dem Vertrieb und Konsum von pornografischen Inhalten ist bereits von einer Reihe von Studien beleuchtet worden. So ist bekannt, dass etwa 43 Prozent aller Internetbesucher über Google nach Pornos suchen.

Der Frauenanteil beträgt dabei etwa ein Drittel. "Sex" und "Porn" sind unter den Top Fünf der meist gegoogelten Suchbegriffe bei den unter 18-Jährigen. Nur drei Prozent der Pornoseiten haben übrigens einen Alters-Check.

Weit über die Hälfte aller Jugendlichen ist schon einmal mit pornografischen Internetseiten in Berührung gekommen. Der Trend, selbst pornografische Inhalte ins Netz zu stellen, ist allerdings neu und nun das Einfallstor für einschlägige Raubkopierer.

Jugendliche als "Selbstoffenbarer"

Jugendforscher sprechen in diesem Zusammenhang von "Selbstoffenbarungsverhalten", das besonders bei Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren am weitesten ausgeprägt ist.

Die jetzt von der NRW-Landesmedienanstalt durchgeführte Studie hält fest: "Zwar hat die Mehrheit der zwölf- bis 24-jährigen Nutzer restriktive Datenschutzeinstellungen (48 Prozent "Wenigoffenbarer" und 39 Prozent "Privatsphäre-Manager"), aber jeder siebte (14 Prozent "Vieloffenbarer") verwendet recht offene Einstellungen, hat einen hohen Anteil an unbekannten Kontakten und zeigt zugleich ein aktives Kommunikationsverhalten im Netz."

Datenschutz stört das Geschäft

"Das Problem sind die Voreinstellungen zum Datenschutz in den sozialen Netzwerken," sagte Professor Michael Schenk vom Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Hoheneim, die mit der Studie beauftragt war, zur "Welt".

Es gehöre ganz offenbar zum Geschäftsmodell der Anbieter Sozialer Netzwerke, möglichst große Verbreitung und große Datenvolumen zu generieren. Da seien restriktive Datenschutzeinstellungen allerdings hinderlich.

Häfte der Jugendlichen verletzt Urheberrechte

Rund die Hälfte der zwölf- bis 14-jährigen Nutzer (47 Prozent) hätten selbst bereits Inhalte online gestellt, an denen sie kein Urheberrecht besaßen, heißt es in der NRW-Studie weiter.

Mehr als ein Drittel der Zwölf- bis 24-Jährigen (38 Prozent) hätten außerdem berichtet, dass bereits Inhalte, mit denen sie nicht einverstanden waren (wie zum Beispiel Fotos), ohne ihre Zustimmung ins Netz gestellt worden seien.

Es existiere umgekehrt eine Praxis, nach der es normal sei, die Daten Dritter ohne deren vorherige ausdrückliche Erlaubnis hochzuladen, so resümieren die Hohenheimer Forscher. Zwei von fünf Nutzern (39 Prozent) fänden es in Ordnung, Inhalte ins Internet zu stellen, ohne dies mit den Betroffenen abzuklären.

Während sie die ungefragte Verwendung der eigenen Daten problematisieren, würden junge Nutzer den Umgang mit personenbezogenen Daten anderer eher locker handhaben.

Gefälschte Identitäten für "sexuelle Vermarktung"

Auch in Deutschland beobachten Jugendschützer "dass Fotos und Videos, die Jugendliche im Internet entweder selbst hochladen oder an andere z.B. per Messenger verschicken, missbraucht werden: Für das Mobbing via Internet (Cyberbullying), für gefälschte Identitäten oder gar für die sexuelle Vermarktung", erfuhr die "Welt" von jugendschutz.net.

Besonders schlimm sei es für Jugendliche, wenn erotische Aufnahmen, die sie einer Person im Vertrauen übersendet haben, öffentlich würden. "Skrupellose Anbieter sammeln beispielsweise Bilder junger Mädchen und präsentieren sie als Vorschaubilder auf pornografischen Angeboten, um sie als Appetizer für die Vermarktung zu nutzen", hieß es weiter.

"Deshalb ist es besonders wichtig, Jugendliche, Eltern und pädagogische Fachkräfte für die Probleme zu sensibilisieren. Die Plattformbetreiber tragen hier die größte Verantwortung, müssen noch jugendgerechter auf Missbrauchsmöglichkeiten hinweisen, Hilfsmöglichkeiten prominenter platzieren und schneller reagieren, wenn Daten missbräuchlich genutzt werden", sagt jugendschutz.net.

Bundesregierung sieht "selbstgefährdendes Verhalten"

Auch das Bundesfamilienministerium geht davon aus, dass die in Großbritannien beobachteten Praktiken des Foto- und Videodiebstahls in sozialen Netzwerken in Deutschland ebenso grassieren.

"Das Hochladen von eigenen Bildern oder Videos in soziale Netzwerke, wo sie dann zweckentfremdet werden können, ist ein Beispiel für selbstgefährdendes Verhalten von Kindern und Jugendlichen", kommentierte das Bundesfamilienministerium (Bmfsfj) auf Anfrage der "Welt". Es gebe keine einfache Antwort darauf, wie Kinder und Jugendliche wirksam vor solch einem selbstgefährdendem Verhalten und seinen möglichen Folgen geschützt werden können.

Grundeinstellung "Privacy by default"

"Hier müssen alle Beteiligten an Lösungen zusammenarbeiten, um die Medienkompetenz der Jugendlichen zu fördern, die Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung zu unterstützen und technische und gesetzlichen Schutz auch in sozialen Netzwerken zu verbessern", so das Ministerium weiter.

Was die Voreinstellung der Optionen für den Datenschutz bei den Sozialen Netzwerken angehe, sieht das Ministerium die Internet-Dienstleister in der Pflicht: "Hier muss bei jugendlichen Nutzern gelten: "privacy by default", also standardmäßig die Aktivierung der höchsten Privatsphäreeinstellung für Nutzerdaten", sagte eine Sprecherin.

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