martes, 11 de junio de 2013

Twitter bleibt sauber - DIE WELT

Es gibt auch einen Sieger bei der Aufdeckung der "Prism"-Liste, in der jene acht Internetkonzerne stehen, auf deren Datensätze die US-Regierung oft, manchmal oder nur bei Bedarf zugreift. Wen finden wir dort – in aufsteigender Reihenfolge der Akquirierung? Microsoft, Yahoo, Google, Facebook, PalTalk, YouTube, Skype, AOL. Und welchen großen Namen vermissen wir? Twitter! Wie kommt's?

Der Kurznachrichtendienst hat sich in den vergangenen sieben Jahren immer wieder als Hüter der Daten seiner User hervorgetan. So wehrt er sich beständig gegen Anfragen von Regierungen zur Herausgabe von Informationen, andere wie Google handeln da offener. "Niemand will einen Stift, der einen verpetzt", sagte vor einiger Zeit der Chef der Rechtsabteilung bei Twitter, Alexander Macgillivray. "Wir wollen alle einen Stift, mit dem wir alles schreiben können, ohne dass wir Angst haben müssen." Letzte Woche hat Twitter eine Auszeichnung in den USA erhalten, mit der Sicherheit, Datenschutz und Anwenderschutz honoriert werden. Zuletzt hat das Unternehmen nach mehreren Attacken prompt reagiert und mit der doppelten Authentifizierung ein neues Level an Sicherheit eingeführt.

Gänzlich nachvollziehbar ist es dennoch nicht, warum ausgerechnet Twitter in der "Prism"-Liste fehlt. Es scheint auch nicht einmal in Betracht gezogen zu werden, denn zur Aufnahme vorgesehen, so erfuhren die Rechercheure des "Guardian" und der "Washington Post", ist bei der NSA derzeit nur der Cloudspeicherdienst Dropbox. Ein Grund dafür, dass es bei Twitter keine Zugriffe aus Washington gibt, ist wohl, dass auf Twitter-Servern kaum private Informationen der Nutzer gespeichert sind, wenn man einmal den Vergleich mit den Daten-Oasen Google und Facebook heranzieht. Für Twitter ist die Nicht-Listung in der Überwachungsgruppe eine tolle PR. Denn heute denken Nutzer mehr über Datenschutz nach als früher, und eine gute Reputation in diesem Punkt kann bei der Wahl des Lieblingsnetzwerks ausschlaggebend sein.

Ob das immer so bleibt? Der Handel mit privaten Daten ist ein lukratives Geschäft, und Twitter ist derzeit in einer Phase, in der über einen Börsengang nachgedacht wird und zugleich über die Profitabilität. Auf dem Weg dorthin könnte man sich überlegen, vielleicht doch mehr mit Regierungen in den USA und weltweit zu kooperieren. Schlecht fürs Geschäft kann es ja nicht sein. Und für den späteren Aktienkurs nur positiv.

Der Autor ist Social-Media-Experte der "Welt"-Gruppe.

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