miércoles, 28 de noviembre de 2012

Digitale Musik: Neil Youngs große Pläne mit dem Pono-Player - STERN.DE

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Wenn schon digitale Musik, dann sollte sie aber Neil Youngs Klangansprchen gengen. Findet Neil Young.©

Beinahe htte Neil Young die Vorfhrung seiner jngsten Idee mit dem Leben bezahlt. Er hatte Craig Kallman, den Geschftsfhrer von Atlantic Records, in seinem 1978er Cadillac Eldorado mitgenommen, um ihm vorzufhren, wie viel besser als MP3 oder CD sein neues Musikformat Pono klingt. Young war vllig in die Bedienung seines Gerts vertieft, als Kallman ihm aufgeregt auf die Schulter klopfte. Der Cadillac war auf Kollisionskurs mit einem anderen Auto, Young konnte gerade noch einen Frontalcrash vermeiden.

Dass der Kanadier mit Wohnsitz Kalifornien ein bisschen durchgeknallt ist, wissen wir nicht erst, seit er sein Buch "Ein Hippie-Traum" verffentlicht hat. Und als der Gitarrist mit einer Neigung zu Holzfllerhemden seinen Feldzug gegen das MP3-Musikformat begann, wurde er von vielen nicht fr voll genommen. Schlielich hatte er einst so anhaltend heftig gekifft, bis ein Neurologe ernstzunehmende Vernderungen an Youngs Gehirn feststellte.

"Rechtschaffener" Klang nicht nur fr Besserverdienende?

Aber mit seinem Aufnahmeformat Pono (von hawaiianisch "rechtschaffen") samt Onlineplattform und verschiedenen Playern ist es Young bitterernst. Er will den Musikmarkt revolutionieren. "Niemand wird das groe Comeback von ultimativer Qualitt aufhalten knnen", schreibt er in seinem Buch. Sein Ziel ist es, allen Hrern den Sound zugnglich zu machen, den die Musiker im Studio eingespielt haben - ohne Verlust durch die technische bertragung.

In der TV-Show von David Letterman hat Young seinen Pono-Player in Form eines Toblerone-Riegels vorgestellt. Das Gert soll Musik in der Studioauflsung von 24 Bit und 192 Kilohertz abspielen knnen, nicht komprimiert wie bei MP3. In Zukunft sollen sogar 384 Kilohertz mglich sein. Neben dem tragbaren Player will der Gitarrist in Zusammenarbeit mit dem schottischen Edel-Hi-Fi-Hersteller Linn auch Gerte fr den Wohnzimmergebrauch auf den Markt bringen. Aber ganz wichtig ist ihm: Pono soll nicht nur fr Besserverdiener da sein.

MP3 hat Young immer wieder als "Mist" abgetan. Die komprimierten Musikdateien enthielten nur etwa fnf Prozent der Daten der Originalaufnahme, nrgelt er. Er aber mchte, dass seine geliebte Gibson "Old Black" so klingt, wie er sie spielt. Young verwendet ganz bewusst noch sein altes Mischpult und ein Zwei-Zoll-Tonband zum Aufnehmen. "Ich will diesen alten Rhrensound", sagt er. Wer meint, fr die endlosen Gitarrenschlachten von Neil Youngs Crazy Horse sei keine High-End-Technik notwendig, der liegt falsch - meint zumindest Young: Gerade die Obertne erzeugten die Emotionen, die durch MP3 verloren gegangen seien.

Im kommenden Jahr sollen die Gerte auf den Markt kommen. Zu den Hi-Fi-Tftlern von Linn hat sich Young noch andere Verbndete gesucht. Neben Plattenmanager Kallman ist das vor allem Mark Goldstein, ein Start-up-Spezialist, den Young durch Freunde aus dem Silicon Valley kennengelernt hat. ber die Leute aus dem Valley sagt er: "Im Gegensatz zu mir beherrschen sie die Kunst, ihre Ideen zu Geld zu machen." Etwas kokett fgt er hinzu: "Ich habe groe Ideen und wenig Kohle, um sie umzusetzen."

Musiker wie Tom Petty oder Kid Rock und Starproduzent Rick Rubin sollen begeistert von Pono sein. Noch wichtiger fr den Erfolg des Projekts drfte aber sein, dass die groen Musiklabels Universal, Sony und Warner das Projekt untersttzen. Warner habe schon 8000 Alben auf die hchste Auflsung von 192 Kilohertz und 24 Bit umgestellt, schreibt das Magazin "Rolling Stone".

Hat die Welt auf Pono gewartet?

Manche sehen Pono auch als Kriegserklrung an Apple. Young schreibt in seinem Buch, dass er mit Steve Jobs bis zu dessen Tod ber das Projekt gesprochen habe. Das Unternehmen Apple hlt sich heute beim Thema Pono bedeckt. Young glaubt, sein Angebot werde "iTunes zwingen, seine Qualitt schneller zu verbessern als bisher".

Fachleute finden Youngs Kampfgeist sympathisch, fragen sich aber, ob die Welt auf Pono gewartet hat. Der Berliner Hi-Fi-Hersteller Dieter Burmester, dessen Anlagen zu den besten der Welt gehren, sagt: "Ich freue mich, dass Neil Young sich abhebt von diesem MP3-Quantifizierungswahn, mglichst viele Titel in mieser Qualitt auf einen Datentrger zu pressen." Es sei aber nicht zwingend, dass Aufnahmen in 192 Kilohertz besser klingen als in 96 oder 44 Kilohertz. Und ein Standard von 384 Kilohertz wrde sehr teuer. "Das fngt schon in den Studios an." Thomas Sporer, einer der MP3-Erfinder und heute am Fraunhofer-Institut in Ilmenau, rumt zwar gern ein, dass sein altes Format Schwchen habe und nicht mehr auf der Hhe der Zeit sei. Doch das Nachfolgeformat AAC, das auch von Apple - und Android-Gerten untersttzt wird, schaffe schon lange 192 Kilohertz. "Da hrt niemand mehr einen Unterschied zum Original", sagt Sporer, "auch Neil Young nicht."

Übernommen aus ... ... der Onlineausgabe der "Financial Times Deutschland"

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