lunes, 26 de noviembre de 2012

Von sprühenden Rocknummern und Musik der Stille - WESER-KURIER online

Delmenhorst. Beide waren hochzufrieden mit "ihrem" Jazzfest. Aber die Frage nach ihrem persönlichen Highlight der drei Tage hielten Ann-Kathrin Meyer, die für die Organisation des Festes zuständige Mitarbeiterin des Kulturbüros, und der künstlerische Leiter Oliver Poppe für unangebracht. Wichtig sei ihnen die Vielfalt des Angebots für die Jazzfreunde aus Delmenhorst und umzu. Und in der Tat – zwischen sensiblem kammermusikalischen New Jazz und dem wilden Experiment, zwischen den jungen "Stars" der näheren und weiteren Region und dem internationalen Top-Act – war auf dem dreitägigen "23. Jazzfest Delmenhorst" allerlei vertreten, das einen Überblick über die zeitgenössische Jazzszene geben konnte.

In der spielt "Red Balloon", die mehrfach ausgezeichnete Band des Saxofonisten Malte Schiller, eine gewichtige Rolle. Und die Musik, die die elfköpfige Band (der Begriff Bigband trifft hier aus besetzungstypischen Gründen noch nicht zu) am Sonnabend im Kleinen Haus als erste Band des Abends spielte, ließ mit ihrer ungewöhnlichen Art das Urteil etwa der Juroren vom Burghauser Jazzfest, dessen Nachwuchspreis Red Balloon erhielt, mühelos nachvollziehen. Man muss sich bei der Beschreibung der von Malte Schiller komponierten Musik nicht scheuen, ganz naiv auch den Begriff "schöne Musik" zu verwenden. Als solche bezieht sie immer wieder auch ihre Anstöße aus einer romantischen Grundstimmung. Ein so dicht harmonisierter Bläsersatz wie der in "Salty Lake" könnte als Holzbläsersatz in jeder Tschaikowsky-Sinfonie auftauchen. Kennzeichnend für originelle musikalische Ideen mag auch das Flügelhorn-Solo (Johannes Böhmer) im selben Stück sein. Dieses lyrische Solo folgte nicht der "Regel", dass sich Soli immer verdichten, "aufheizen" müssen (die gab es auch), sondern blieb in seinem melodisch ausschwingenden Ton, zerstörte so nicht die Grundstimmung des Stückes. Eines der Stücke ("Travelling days") hatte ein Gedicht von Julius Greve zur Grundlage. Malte Schiller rezitierte es zur Musik – und auch, wenn der Text akustisch kaum zu verstehen war, blieb die Idee des Melodrams, der Gleichzeitigkeit von Musik und gesprochenem Text, höchst reizvoll. Malte Schillers Kompositionen sind sehr geprägt von ihrer Klangfarbigkeit. Die kann auch von impressionistischer Herkunft sein wie etwa im Stück "The Pound" mit seinen flirrenden Klängen, dem Ausdruck der Soloflöte. Und wenn sich in den sanft-sentimentalen Balla-denton des Klaviers die Posaunen mit ihrer Wärme einmischen, steht in den Notizen des Rezensenten: "Wunderschön!".

Der zweite Teil des Sonnabends gehörte dem britisch-amerikanischen Quartett "The Impossible Gentlemen". Auch der berühmte Name gehört zum Delmenhorster Jazzfest und er sorgte wie immer für die große Zuhörerzahl. "Die unmöglichen Herren", wie der Pianist der Band sie vorstellte, sind der junge Gwilym Simcock (Klavier), "Gitarren-Genie" Mike Walker und die beiden Altmeister Adam Nussbaum (Schlagzeug) und Steve Swallow (Bass). Er war bereits 1993 mit Jimmy Giuffre und Paul Bley hier zu hören. Nach dem quirligen Ideenreichtum der jungen Bands war hier doch deutlich die gelassene Größe der Meister zu spüren. Das begann dann mit "Clock Maker" und einer ausgedehnten, verspielten, versonnen-träumerischen Gitarren-Introduktion, Da hinein schmiegt sich Steve Swallow mit seinem so sanft und warm klingenden Elektrobass. Rückgriffe auf die Tradition gibt es im barockisierend-spielerischen Duettieren von Gitarre und Klavier. Mit Halloween-Stimmungen spielt Simcocks "You Want Be Around To see It" mit seinen verfremdeten Klaviertönen, den Gitarren-Grusel-Effekten, die der Gitarre fast vokale Qualitäten gibt. Ein sehr stilles Stück von faszinierender Ruhe ist Walkers "When You Hold Her", eine Musik von auch romantischer Liedhaftigkeit. Eine "funky"-sprühende Rocknummer war "Heute Loiter" (ein Stück von "allen"), zwischen Hitze und Zärtlichkeit bewegt sich die Samba "Ladies 'n Mercedes". Sie mag auch als Beispiel stehen für die traumwandlerischen Zusammenspielqualitäten des Quartetts, das intensive Aufeinander-Hören, das Sich-Anstecken-Lassen vom Fühlen der Mitspieler. Wie etwa Adam Nussbaums Trommeln Aufforderungscharakter besitzt zum "Ein-steigen" ist faszinierend. Sein Blues ("Sure World Baby") war von phänomenaler Kraft, und Mike Walkers Gitarrenspiel bestätigte beeindruckend das Attribut "genial".

Die Zugabe nach langem Beifall war noch einmal Musik der Stille, besinnlich, ein bisschen wie Weihnachten, mit Wunderkerzenfunken von der Gitarre.

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