sábado, 24 de noviembre de 2012

Telekom will ultraschnelles Internet für sich - Frankfurter Rundschau

Die Telekom will ultraschnelles Internet anbieten. Allerdings gibt es massive Gegenwehr. Es entwickelt sich eine „sehr emotionale Debatte".

Niek Jan van Damme spricht von einer „sehr emotionalen Debatte". Dabei dreht es sich eigentlich um etwas höchst Emotionsloses: die grauen Kästen an den Straßenecken. Das Innenleben dieser sogenannten Kabelverzweiger (KVZ) hat es aber in sich. Von der Digitaltechnik, die dort arbeitet, hängt enorm viel ab – letztlich die Zukunft der gesamten Telekommunikationsbranche hierzulande.

Für die Verbraucher geht es darum, ob sie künftig ultraschnelle Internetzugänge zu günstigen Preisen bekommen. Van Damme, Chef der Telekom-Deutschland, kämpft gegen den Rest der Branche. Die Lobbyisten der Telekom-Konkurrenz werfen den Bonnern „Missbrauch" vor, und sie sprechen von einer Attacke, die dazu führen könnte, dass die Telekom ihr früheres Monopol wieder errichtet.

Dahinter steckt der Plan von Van Damme, die Kabelverzweiger mit einer neuen Technik auszustatten. Es ist vereinfacht gesagt ein Entstörungsverfahren, das Vectoring genannt wird. Es bewirkt, dass elektronische Impulse vom Kabelverzweiger über das Kupferkabel erheblich schneller als bisher zu den Hausanschlüssen geschickt werden können.

Alleinherrscher in den Kabelverzweiger-Kästen

Der Effekt: Derzeit kann die Telekom mit ihrer VDSL-Technik maximal nur eine Übertragungsgeschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde ihren Kunden anbieten. Mit dem Vectoring sind im günstigsten Fall 100 Megabit möglich. Für die Telekom ist das enorm wichtig. Mit dem extrem schnellen Internet wollen die Bonner vor allem in Metropolen Kabelnetzbetreiber wie Unitymedia oder Kabel Deutschland attackieren, die die 100 Megabit dort bereits sehr erfolgreich vermarkten und dem T-Konzern viele Tausend Kunden abgejagt haben.

Als Faustformel für Breitband gilt: Mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 35 Megabit (Mbit) pro Sekunde kann ein Haushalt derzeit alle verfügbaren Dienste nutzen, also Internet und auch TV in HD-Qualität.

DSL schafft bis zu 16 Mbit und wird über die Telefonleitung verbreitet, deren letzter Abschnitt aus einem Kupferkabel besteht. Gut ausgebaute Telefonnetze bieten mit VDSL 50 Mbit, Vectoring bringt 100 Mbit.

Kabelnetzbetreiber können derzeit schon 400 Mbit mit ihren Leitungen erreichen, die eigentlich für den TV-Empfang gelegt wurden. 1000 Mbit und mehr sind möglich, wenn Glasfaserkabel bis zum Haus gelegt werden.

Laut van Damme bedeutet das Aufrüsten der KVZ mit der Vectoring-Technik allerdings auch, dass nur ein Netzbetreiber die Technik in den grauen Kästen betreiben kann. Bislang schreibt die Bundesnetzagentur aber vor, dass die Telekom ihren Konkurrenten den Zugang zur KVZ-Technik gewähren muss. Unternehmen wie M-Net oder EWE, die Konsortien aus Stadtwerken gehören, haben das genutzt und eigene Glasfaserkabel zu den Kabelverzweigern gelegt und zugleich die Kupferleitung von der Telekom gemietet, um selbst superschnelles Internet auf VDSL-Niveau anzubieten. Bei etwa 7500 der 330.000 KVZ ist das bereits geschehen.

Die Telekom will nun durchsetzen, dass ihren Konkurrenten der KVZ-Zugang künftig verwehrt wird, um als Alleinherrscher der grauen Kästen ungestört Vectoring betreiben zu können. Entsprechende Anträge an die Bundesnetzagentur liegen bereits in der Schublade.

Auch bei vielen Bundestagsabgeordneten soll in den vergangenen Wochen massiv Lobbyarbeit für das Projekt gemacht worden sein. Van Damme verspricht, dass bis zu drei Viertel aller bundesdeutschen Haushalte in den nächsten Jahren via Vectoring erschlossen werden könnten – auch ländlichere Regionen. Dort beschweren sich die Bürger fortwährend über mangelnde Versorgung mit Breitbandanschlüssen.

Verhinderung von Wettbewerb

Für Gerd Eickers, Präsident des Branchenverbandes VATM, geht es beim Vorstoß der Telekom „wieder einmal um das Verhindern von Wettbewerb". Auch Hans Konle, Chef des Bundesverbandes Glasfaseranschluss (Buglas), befürchtet, dass der Konkurrenzkampf zum Erliegen kommen könnte. Und er betont, dass einerseits die Milliarden-Investitionen von Unternehmen wie M-Net entwertet würden, andererseits würde ein Prozess der Remonopolisierung einsetzen.

Der Ausbau der Glasfaser-Netze durch die T-Konkurrenten käme durch Vectoring mit einem Schlag zum Erliegen. Just diese Unternehmen hätten aber in den vergangenen Jahren den Ausbau der Infrastruktur voran getrieben und nicht der Ex-Monopolist.

In Branchenkreisen heißt es, es sei kein Zufall, dass der Vectoring-Vorstoß gerade jetzt komme, denn eine ganze Reihe von Unternehmen planten derzeit, neue Leitungen zu den Kabelverzweigern zu legen. Das könnte für die Telekom zusätzliche Konkurrenz bedeuten. Die Branchenverbände jedenfalls basteln derzeit an einem Alternativkonzept. Details sind bislang aber nicht bekannt.

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