jueves, 29 de noviembre de 2012

Netzstruktur Wo das deutsche Internet wohnt - ZEIT ONLINE

Der sogenannte DE-CIX in Frankfurt ist der wichtigste Internetknoten der Welt. Doch was passiert dort? Ein Blick in graue Schränke und in die Struktur des Netzes.

Switches des Internetknoten DE-CIX in Frankfurt.

Switches des Internetknoten DE-CIX in Frankfurt.

Im deutschen Internet ist es laut und warm. Die Lüfter machen so viel Krach, dass fast schreien muss, wer sich verständigen will. Trotzdem ist die Temperatur in dem Raum so hoch, dass es in der Jacke sofort unerträglich heiß wird. Gäbe es diese Nebenwirkungen nicht, wäre das deutsche Internet nicht sonderlich beeindruckend. "Das ist alles?" "Ja", brüllt Arnold Nipper. Das Internet passt in vier Schränke, jeder zwei Meter hoch, einen halben Meter breit und verbunden mit einem Bündel gelber Glasfaserkabel.

Die Schränke gehören dem DE-CIX, dem deutschen Internetknoten, und sie stehen an der Hanauer Landstraße, einem Rechenzentrum in einem Industriegebiet im Osten von Frankfurt am Main. Arnold Nipper ist der Gründer des Netzknotens, heute der technische Leiter und durchaus stolz auf sein Werk. Zu Recht, auch wenn es auf den ersten Blick unspektakulär aussieht: Der Raum, einer von vielen identischen in dem Rechenzentrum, ist klein, hat graue Wände, einen schmutzigweißen Linoleumfußboden, gelbe Kabel, Neonlicht. Das passt zur Umgebung draußen, viele Tankstellen, viele Lagerhallen, wenig Bäume. Wäre Langeweile eine Landschaft, sähe sie genau so aus.

Doch wer sich deshalb geringschätzig abwendet, sieht das Wesentliche nicht. Die Schränke des DE-CIX sind eine der wichtigsten Infrastrukturen in Deutschland. Und sie sind ein gutes Beispiel dafür, warum das Internet in seiner Idee auf den ersten Blick kaum zu erfassen ist.

Das Netz besteht aus vielen Netzen

Es beginnt damit, dass es "das" Internet gar nicht gibt. Es besteht aus vielen einzelnen Netzwerken, die miteinander verbunden sind. Jedes davon versorgt vielleicht eine Stadt, eine Region oder ganze Länder mit Daten. Die Betreiberfirmen bauen oder mieten Datenleitungen und Rechenzentren und schließen Kunden ans Netz an. Sie werden IP-Carrier genannt. Hunderte davon gibt es, sie heißen Strato, 1&1 oder OSN Online Service Nuernberg. Die Telekom ist zwar ein sehr großer Carrier, aber letztlich nur einer unter vielen.

Wenn nun jemand vor seinem Rechner im Taunus sitzt und ein Video anschauen möchte, das auf einem Server zum Beispiel in Finnland liegt, durchqueren seine Daten mehrere solcher Netzwerke. Damit das möglich ist, müssen die einzelnen Netzwerkbetreiber ihre Daten untereinander austauschen, und damit müssen sie durch die Leitungen, die Nipper und seine Mitarbeiter betreuen.

Einen solchen Austausch gibt es in jedem Markt, ob dort nun mit Gas gehandelt wird oder mit Telefonanschlüssen. Will ein Berliner nicht bei seinem Berliner Anbieter sein Gas beziehen, sondern bei einem in Hamburg, müssen der Hamburger und der Berliner Gasanbieter miteinander einen Vertrag aushandeln. Dabei geht es vor allem um die sogenannte Durchleitungsgebühr. Zwar wird das Hamburger Gas nicht zu dem Kunden nach Berlin gepumpt, aber der Hamburger Betreiber zahlt eine Gebühr dafür, dass er das Berliner Gasnetz "nutzt", also einen Kunden dort abgeworben hat.

Provider tauschen Daten untereinander aus

Im Internet ist das anders – weil so viele verschiedene Netze und Anbieter existieren. Damit das ganze Netz funktioniert, damit also der Kunde im Taunus problemlos in alle Welt surfen kann, müssen viele Betreiber seine Daten weiterreichen. Müsste jeder mit jedem einen solchen Vertrag zur Durchleitung abschließen, gäbe es kein weltweites Internet, die Verhandlungen dazu wären viel zu mühsam.

Daher haben sich Netzanbieter darauf geeinigt, sich gegenseitig nichts zu berechnen und diesen Austausch – Peering genannt – an zentralen Punkten zu regeln, den sogenannten Internetknoten. Finanziert wird die Infrastruktur mit einer Gebühr, die jeder IP-Carrier, der mitmachen will, an DE-CIX zahlt. Oder an AMS-IX in Amsterdam oder einen anderen großen Knoten.

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