domingo, 23 de diciembre de 2012

Anonymität im Internet - Schau mir in die Augen, Troll - Süddeutsche.de

In der Anonymität des Internets verlieren viele Menschen alle Hemmungen, sie pöbeln und schreiben rüde und hasserfüllte Kommentare. Zeigt sich im Netz also die wahre Natur des Menschen?

Früher war es als Journalist gar nicht so einfach, richtig viele böse Leserbriefe zu bekommen. Da musste man schon vehement für Experimente an höheren Tieren plädieren, herzhaft Blasphemie betreiben oder um Verständnis für Pädophile werben. Heute genügt es, in der Online-Ausgabe der Zeitung zaghaft die Möglichkeit anzudeuten, dass sieben Stunden Ego-Shooting pro Tag im Kinderzimmer das Sozialverhalten vielleicht nicht unbedingt optimieren.

Oder man macht es so wie die Kollegin von der Frauenzeitschrift Brigitte: Sie äußerte vor Kurzem in einer Internet-Kolumne ästhetische Bedenken beim Anblick von Männern, die älter als dreißig sind und Skateboard fahren. Damit provozierte sie einen Shitstorm, der bis Redaktionsschluss auf weit mehr als 2000 Mails angewachsen war. Ja, spinnen die denn, die Skateboardfahrer?

"Toxische Enthemmung"

Der Psychologe John Suler von der Rider University in New Jersey prägte erstmals 2004 in der Fachzeitschrift Cyberpsychology and Behavior den Begriff der "toxischen Enthemmung" für das häufig rüde und hasserfüllte Pöbeln von Computernutzern. Das seien die dunklen Seiten der Anonymität im Netz, in deren Schutze die Menschen Dinge sagen und machen, die sie bei einem analogen Gegenüber nie wagen würden. Diese Enthemmung könne auch gutartig sein, schreibt Suler, dann etwa, wenn sich Menschen in Ratgeber- oder Selbsthilfeforen emotional unterstützten, geheimste Gedanken austauschten und großzügig ihr Wissen teilten, ohne unmittelbar selbst davon zu profitieren.

Suler spekulierte in seiner Arbeit recht plausibel über weitere Eigenheiten der computerbasierten Kommunikation, die es dem Menschen vor dem Monitor erleichtere, seine innere Sau zu befreien. So verstärke die Unsichtbarkeit beim Chat noch die bloße Anonymität, niemand müsse sich durch sein Aussehen oder seine vielleicht unsichere Stimme gehemmt fühlen. Überhaupt entfielen all die sozialen Voreinstellungen durch Status, Macht und Autorität.

Die Kommunikation in Internet-Foren und bei E-Mails ist zeitlich verschoben. So kann der Angreifer der unmittelbaren Antwort seines Opfers entgehen. Er muss sich nicht mit einer Reaktion auseinandersetzen, die ihn vielleicht betroffen machen könnte. Im Extremfall könnte sich ein Internet-Mobber sogar - mehr oder weniger bewusst - einbilden, dass der Cyberspace nur eine Traumwelt sei, ein Spiel, "abgetrennt und weit weg von den Pflichten und Verantwortlichkeiten der realen Welt", schreibt der Wissenschaftler.

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