lunes, 24 de diciembre de 2012

Internet-Ratgeber: Zweimal Netzkunde für Eltern - Spiegel Online

Wer in Amazons virtuellen Bcherregalen nach dem Begriff "Facebook" sucht, erhlt mehr als 11.000 Vorschlge. Viel Marketing ist darunter, einiges an juristischer Literatur, ber 200 medienwissenschaftliche Abhandlungen und sogar Nennungen im Bereich Medizin ("Social Media fr rzte, Praxen und Kliniken").

Wo ein groer Markt ist, lsst eben auch das Angebot nicht lange auf sich warten. Und in kaum einem Bereich ist der Informationsbedarf seit fast 20 Jahren so gro wie in Sachen digitale Medien und Erziehung. Die meisten deutschen Teenager sind heute online, rund 90 Prozent davon auch bei Facebook. Das behaupten zumindest Tobias Albers-Heinemann und Bjrn Friedrich in ihrem jetzt bei O'Reilly erschienenen Ratgeber "Das Facebook-Buch fr Eltern".

O'Reilly ist ein IT-Verlag und der sachliche Titel natrlich Programm: Das Buch ist eine Art Gebrauchsanweisung. Thematisch berschneidet sich vieles mit Tanja und Johnny Haeuslers "Netzgemse", stilistisch knnte der Ansatz aber kaum unterschiedlicher sein. Die Haeuslers, Betreiber des Spreeblick-Blogs und Organisatoren der re:publica-Konferenzen, gehren zu Deutschlands digitaler Prominenz. Was sie anbieten, ist ein Einblick in ihren persnlichen Umgang mit dem Thema Erziehung in digitalen Zeiten.

Es geht hier also um zwei Vermittlungsweisen: "So macht man das!" versus "So machen wir das!". Anleitung versus Beispiel. Ein Vergleich soll zeigen, was solche Ratgeber bringen und fr wen sie geeignet sind.

Die Gebrauchsanweisung: Nachschlagen in der Not?

"Das Facebook-Buch fr Eltern" hat einen fast lexikalischen Ansatz. Alle Themen werden auf exakt einer Seite kurz und knackig erklrt, daneben steht je eine passende Illustration. 321 Seiten lang, Glossar nicht mitgerechnet.

Fr Menschen, fr die soziale Netzwerke tatschlich Neuland sind, ist das nicht schlecht. Man muss ja nicht Seite fr Seite lesen. Wer braucht schon noch die historische Einfhrung ins Aufkommen digitaler Medien, vom Handy bis zu Facebook? Das sind 47 weitgehend berflssige Seiten.

Was man als Erziehender hingegen sicher fter braucht, sind Antworten auf konkrete Problemstellungen: Wie funktioniert das? Wie kann man etwas lschen? Was macht man bei Mobbing? Wie ist das mit Computersucht? Sollte man Filter einsetzen? Sollte man begleiten oder kontrollieren? Wie sieht die Rechtslage aus? Was tun bei Viren, was bei Abmahnungen?

Zwar findet man heute kaum noch junge Eltern, fr die das Internet immer noch ein vllig fremder Raum ist. Das heit allerdings nicht, dass wir alle inzwischen den Durchblick htten. Was unsere Kinder angeht, bleiben gengend Fragen offen. Viele davon beantwortet der Ratgeber, zum Glck ohne dabei allzu apodiktisch daher zu kommen. Wo es klare Antworten gibt, bekommt man die - etwa zu Rechtsfragen oder Funktionalitten. Wo das nicht der Fall ist, machen die Autoren das hinreichend klar - zum Beispiel bei erzieherischen Entscheidungen oder dem Thema Computersucht.

So dient der Ratgeber gleichzeitig als Gebrauchsanweisung und als Nachschlagewerk im konkreten Notfall. Langweilig, aber ntzlich.

Immer locker bleiben: Eine Impfung gegen die Verunsicherung

Im direkten Vergleich kommt "Netzgemse" erzhlerisch, locker und anekdotenreich daher. Es ist kein Nachschlagewerk, und es offeriert keine verbindlichen Lsungen "fr andere": Was die Haeuslers anbieten, ist ein Einblick in ihr digital geprgtes Familienleben mit zwei heranwachsenden Shnen. "Aufzucht und Pflege der Generation Internet" heit der Untertitel. Das setzt den Ton.

Die Haeuslers machen sich und ihren Umgang mit diesen Themen zum Beispiel, das sie dann zum Aufhnger fr analysierende oder erklrende Passagen nehmen. Natrlich ist das erheblich lesbarer. Es ist unterhaltsam, macht quasi Vorschlge fr den erzieherischen Umgang mit Digitalmedien. Aber hilft das weiter?

Das kommt wohl auf das Publikum und seine Erwartungshaltung an. Den Lesern der Haeuslers sind Digitalmedien nicht fremd. Sie zweifeln nur, was die bei ihrem Nachwuchs so verursachen knnten. Und vielleicht wollen sie auch nur sehen, dass sie nicht allein sind bei der Beobachtung "digitalen" pubertren Verhaltens, das Fragen aufwirft.

Dabei steht in "Netzgemse" die Vertrauensfrage klar im Mittelpunkt. Sie lautet: Was kann ich meinem Kind zumuten und zutrauen?

Die Haeuslers beobachten ihre Shne bei verschiedenen medialen Ttigkeiten. Manche davon knnten Eltern riskant erscheinen, wenn etwa einer damit beginnt, selbst produzierte Videos bei YouTube zu verffentlichen. In der konkreten Situation setzen sie eher auf konstruktive Kritik und gemeinsame Analyse als auf Verbote. Und siehe da: Der Umgang der Jungs mit den Digitalmedien erweist sich letztendlich als berraschend souvern und trittsicher.

Hier liegt die Hilfestellung des Buches: Alles halb so schlimm, immer locker bleiben, so lautet der Subtext. Und sei da, wenn Dich der Nachwuchs braucht! Es ist eine bung in Selbstvergewisserung. Man muss gar nicht immer alles besser wissen, und man muss auch nicht alles reglementieren - weder auf familirer, noch auf gesetzlicher Basis.

Das ist richtig und gut, ntzt aber nicht jedem. "Netzgemse" hilft seinen Lesern eher bei der Einordnung und gibt ein Gefhl von Gemeinsamkeit. Als Einfhrung oder zur ganz grundstzlichen Orientierung taugt es nicht.

Fazit: Keine Geschmacksfrage

Zwei Bcher, zwei Konzepte: Das eine ist sozusagen "Volkshochschule fr Einsteiger", das andere "Lernen am Beispiel der digitalen Elite". Wie man das bewertet, ist keine Frage von gut oder schlecht, sondern allein eine der Zielgruppe. Sie bedienen unterschiedliche Informationsbedrfnisse ganz verschiedener Leser.

Wer wirklich hilf- und ratlos ist gegenber einem als fremd empfundenen Medium, ist mit dem "Facebook-Buch" sicher besser bedient. Wer Selbstversicherung sucht, den Vergleich mit anderen Eltern und Trittsicherheit im eigenen Umgang mit dem Thema, wird "Netzgemse" mit Gewinn lesen.

Den richtigen Ansto geben beide. Denn der wichtigste Schritt, den Eltern machen knnen, wird von beiden Bchern vorexerziert: Man sollte sich vertraut machen mit der Medienwelt seiner Kinder und sie erzieherisch begleiten. Alle Entscheidungen muss man letztendlich so oder so selbst treffen - am besten echt, passend und mit gesundem Menschenverstand.

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