jueves, 20 de diciembre de 2012

Mit Musik die Seele erforschen - Badische Zeitung

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20. Dezember 2012

Musikunterricht der besonderen Art: Die Klassikstars Daniel Mller-Schott und Lars Vogt zu Gast im Friedrich-Gymnasium.

  1. Stellten sich den neugierigen Fragen der Schler: Cellist Daniel Mller-Schott (links) und Pianist Lars Vogt Foto: michael bamberger

Lars Vogt strahlt, seine Augen funkeln, als er zu den 100 Schlern spricht, die vor ihm auf dem Boden und auf Bnken der Aula hocken. "Musik ist eine der tollsten Sachen, die man haben kann im Leben", schwrmt er und appelliert an die Schler: "Fangt ein Instrument an." Gestern Abend gastierte der Konzertpianist mit den Solisten Daniel Mller-Schott (Cello) und Baiba Skride (Violine) mit dem London Philharmonic Orchestra im Konzerthaus, morgens waren Vogt und Mller-Schott zu Gast im Friedrich-Gymnasium in Herdern.

"Rhapsody in School" heit das Projekt, das Lars Vogt vor acht Jahren ins Leben gerufen hat. Die Idee: Stars der Klassischen Musik gehen in die Schulen, um ihre Musik, ihre Instrumente und auch sich selbst vorzustellen. "Die Kinder von heute kommen wenig auf emotionale Art mit der klassischen Musik in Kontakt", sagt der 42-jhrige Vogt. Er will seine Leidenschaft fr die klassische Musik weitergeben, will zeigen, was ihm persnlich die Musik gibt. "Es ist eine Verpflichtung der Gesellschaft, dass wir unseren Kindern nicht nur das Funktionieren mit auf den Weg geben", sie sollten auch ihre eigene Seele erforschen. Fnf bis sechs Mal im Jahr geht der Wahl-Londoner Vogt, der mit den namhaften Orchestern der Welt auftritt, in Schulen. An diesem Tag macht er das zusammen mit Daniel Mller-Schott, den die "New York Times" als faszinierenden Cellisten und "furchtlosen Spieler mit berragender Technik" und "prachtvollem, sattem Ton" lobte.

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Hinter seinem Instrument stecke die Idee, die menschliche Stimme zu imitieren, erklrt Mller-Schott und demonstriert die klangliche Bandbreite seines Instruments, indem er in allen Lagen, den tiefen und den ganz hohen, spielt. Das "Prelude" aus Bachs C-Dur-Suite spielt er auswendig und mit groer Hingabe. Durch den Druck, den er auf die Saiten ausbe, verndere er den Ton, erklrt der 36-Jhrige. Pianist Vogt ist begeistert: "Man kann den Ton unglaublich gestalten." Mlller-Schott wackelt mit der linken Hand, zeigt ein Vibrato. Jeden Ton gebe es nur ein Mal, so wie jede menschliche Stimme einmalig sei. "Das ist wie ein Fingerabdruck." Vogt staunt: "Ist das nicht irre, was er aus so einer Kiste holt?"

Und was ist mit seiner Kunst des Klavierspiels? "Das Wichtigste ist, was zwischen den Tnen passiert", erklrt Vogt. Er spielt ein paar Takte Chopin auf dem Steinway-Flgel – lieblos, ohne zu interpretieren. Es klingt hlzern und fad. Dann spielt er so wie im Konzert, mit Spannung. "Ihr merkt, es entsteht etwas ganz anderes. Man muss sich mit der Seele der Musik beschftigen."

"Das Wichtigste ist,

was zwischen den

Tnen passiert."

Lars Vogt, Konzertpianist

Die Musiker begegnen den Schlern auf Augenhhe, sie flachsen. Dann machen sie Musik, mal gemeinsam, mal solo: Schumann, Bach, Grieg, Haydn, Chopin. Dazwischen ist Zeit fr Fragen, auch fr solche, die sich nicht um die Musik drehen. Wo wohnen Sie? Wie lange ben Sie? Welche Sprachen sprechen Sie? Knnen Sie auch die "Star Wars"-Musik spielen? Bei der Frage nach den Hobbys outen sich beide Knstler als Fuballfans – wie sich herausstellt, ist der in Mnchen lebende Mller-Schott FC-Bayern-Fan und mit Kapitn Philipp Lahm befreundet. "Daniel sa beim Bankett schon neben Ribery", schmunzelt Pianist Vogt und gibt den Neidischen.

Mller-Schott fhrt sein venezianisches Cello aus dem Jahr 1727 vor. Fast Standard ist die Frage nach dem Wert des Barockinstruments. Er lacht. "Das ist gar nicht zu bemessen. Das ist wie mit einer Antiquitt oder einem alten Bild." Eine Summe nennt er nicht. Leisten knne er sich das Cello dank eines Sponsors. Er dreht das kostbare Instrument aus Fichten- und Ahornholz. "Wenn ihr euch vorstellt, dass das mal ein Baum war ..."

Man drfe nicht mit der Erwartung in so eine Schulstunde gehen, dass alle still dasitzen, es gebe auch die Kaugummi Kauenden in der letzten Reihe, sagt Vogt spter im Gesprch mit der BZ. Die Gymnasiasten – Fnft- und Sechstklssler, Schulorchestermusiker und einige Elft- und Zwlftklssler aus dem Musikkurs – sind im Groen und Ganzen aufmerksam und ruhig, viele spielen selbst ein Instrument und fragen immer wieder. Einmal setzt Schulleiter Wolfgang Jger einen Jungen um. Als es doch mal lauter wird, steht Musiklehrer Hans Clasen auf und mahnt: "Das sind Stars. Leute zahlen Hunderte von Euros, um sie zu hren." Pianist Vogt versucht es auf seine Weise und sagt: "Ihr seid alle Teil des Kunstwerks." Bei einem langsamen Schumann-Stck rt er: "Schliet einfach mal die Augen." Einige Schler folgen seinem Rat.

Autor: Frank Zimmermann

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