jueves, 13 de diciembre de 2012

Peer Steinbrück im Twitter-Interview: #sagspeer - STERN.DE

Peer, Steinbrück, Twitter, Interview, SPD, Kanzlerkandidat, Fragen, Nachdenken

"Treten Sie in die SPD ein": Kanzlerkandidat Peer Steinbrck©

Dieser Mittwoch, der 12.12.12, ist laut "Bild" der "magischste Tag des Jahrhunderts" - aber fr Peer Steinbrck begann er, wie so hufig in seiner kurzen Karriere als SPD-Kanzlerkandidat, mit einem Holperstart. Der Grund: eine technische Ungeschicklichkeit bei seinem Interview auf der Internetplattform Twitter zwischen 10 und 11 Uhr. Steinbrcks Helfer, der seine Antworten eintippte, setzte das verabredete Stichwort ("Hashtag") #fragpeer in den meisten Fllen nicht hinter dessen Stze. Deswegen waren die Antworten nicht so einfach zu finden. Die User mussten hin und her switchen: zwischen #fragpeer, um die Fragen zu lesen, und Steinbrcks persnlichem Account, @peersteinbrueck, um alle Antworten zu verfolgen. So richtig geschmeidig lief das nicht. Steinbrck, der Widerborst, der mit neuen Medien bisher so viel am Hut hatte wie Helmut Schmidt mit Nichtraucherinitiativen, musste allein deswegen ein paar spttische Bemerkungen ber sich ergehen lassen.

Hat es sich trotzdem gelohnt? Definitiv. Nicht nur, weil sich zeigte, dass Twitter fr Steinbrck eigentlich ein passgenaues Medium ist. Ein Mann, der Interviewfragen gerne mal mit "Ja" oder "Nein" beantwortet und ansonsten die knppliche, pointierte Aussage pflegt, kommt mit 140 Zeichen gut hin. Vor allem aber waren die Fragen interessant, die sich an den K-Kandidaten richteten. Denn sie spiegeln das Glaubwrdigkeitsproblem, das Steinbrck bereits mit sich herumschleppt. Einer der populrsten Tweets war die ironische Frage, wie viel wohl eine Antwort Steinbrcks kosten wrde - wenn er fr Reden schon 25.000 Euro bekommt. Der Kandidat parierte die Stichelei nicht. #fragpeer hatte mitunter den Charakter von #sagspeer.

Ein tagespolitisch relevanter Tweet

ber weite Passagen hinweg haute Steinbrck - wie zu erwarten - die Schlagworte seiner neuen, sozialdemokratischen Musteridentitt heraus, die er sich fr den Krnungsparteitag in Hannover zugelegt hatte, um die Partei hinter sich zu versammeln. Auf die Frage nach der ungerechten Einkommensverteilung in Deutschland antwortete er beispielsweise: "Mindestlohn, Einschrnkung Leiharbeit und Minijobs, gleiche Bezahlung Frauen und Mnner, Steuererhhungen in den oberen Etagen." Dass er, der eigentlich konservative Sozialdemokrat, noch nicht vollstndig links resozialisiert ist, zeigte sich allenfalls bei Fragen nach einer Erhhung von Hartz-IV-Stzen oder der Einfhrung eines bedingungslosen Grundheinkommens. Solche Vorste bgelte Steinbrck kurz und schmerzhaft mit Hinweis auf die Steuerzahler ab.

Zumindest eine Antwort von Steinbrck hatte auch unmittelbare, tagespolitische Relevanz. Die von Schwarz-Gelb erwnschten Steuersenkungen, die an diesem Mittwoch im Vermittlungsausschuss des Bundesrates verhandelt werden, lehnte Steinbrck im Twitter-Interview ab. Sie wrden Geringverdienern nur zwei Euro Entlastung im Monat bringen, Besserverdienern aber wesentlich mehr. Die SPD dringt darauf, die Steuersenkungsplne fallen zu lassen und stattdessen nur den Grundfreibetrag zu erhhen.

Zeit fr Bullshit

Steinbrck, der die Anfragen in rasender Geschwindigkeit abarbeitete - im Schnitt setzte er so zirka alle 80 Sekunden einen Tweet ab - nahm sich seltsamerweise auch Zeit, Bullshit zu beantworten. Beispielsweise die Frage, ob er sich vor dem Weltuntergang noch schnell einen Doktortitel holen wolle. Steinbrck: "Wie kommen sie bei mir auf die Idee?" Oder er parierte den Einwurf "Wo bleibt mein Bier?" mit "Ist das eine konkrete Frage oder ihre Art von Humor?" Da htte er mal lieber noch zwei Takte zu seinen Nebeneinknften sagen sollen.

So richtig gemein machen mit dem Volk mochte sich Steinbrck andererseits auch nicht. Ein User, der das lssig klingende, von der SPD gesetzte Hashtag #fragpeer wrtlich nahm, fragte hflich nach: "Drfen wir Sie jetzt immer und berall Peer statt Herr Steinbrck nennen?" Antwort des Kandidaten: "Treten Sie der SPD bei, dann knnen sie mich auch duzen. Ich bin weder anbiedernd noch distanziert." Diese Eigenschaft wird Steinbrck noch auf tausenden Marktpltzen der Republik, ber die er whrend des Wahlkampfs touren wird, unter Beweis stellen mssen.

Von Oktober bis Dezember

Fr einen Mediendinosaurier, der Steinbrck nun mal ist - vermutlich beantwortete er auch deswegen keine Fragen zur Netzpolitik - schlug er sich nicht schlecht. Twitter verlang den kurzen, schnellen Dialog, Steinbrck bringt die dafr notwendige Schlagfertigkeit und Chuzpe mit. Der Papst, der an diesem Mittwoch ebenfalls angefangen hat zu twittern, will dem Vernehmen nach nur drei Fragen beantworten. Aber die Antworten des Papstes brauchen ja auch eine lngere Mindesthaltbarkeitsdauer, ein paar Jahrhunderte sollten es schon sein. Steinbrck kann da flexibler reagieren. Noch im Oktober hatte er gesagt: "Ich twittere nicht. Facebook machen meine Mitarbeiter." Nun haben wir Dezember.

No hay comentarios:

Publicar un comentario