jueves, 13 de diciembre de 2012

Peer Steinbrück im Twitter-Interview: "Ich lese, mein Nachbar tippt" - Spiegel Online

Berlin - Die Premiere von Peer Steinbrck auf Twitter startete damit, dass Kanzlerkandidat und Publikum aneinander vorbeiredeten. "Kann losgehen. Lasst uns ber Politik reden. Freue mich auf Eure Fragen", grte Steinbrck und postete erstmal ein Foto von einer staubigen Tastatur. Also ging es los. Menschen fragten Dinge. Steinbrck antwortete emsig. Allerdings waren seine Repliken nur dann fr alle Nutzer sichtbar, wenn man sich auf das SPD-Kanzlerkandidaten-Profil begab.

Viele verfolgten das "Twitterview" - eine einstndige Frage-Antwort-Runde in 140 Zeichen - aus Gewohnheit jedoch ber den durch das Kennwort #fragpeer generierten Feed. Steinbrck verga, das entsprechende Hashtag an seine eigenen Antworten zu kleben. Ein technisches Detail mit Folgen - fr einige ratlose Nutzer blieb Steinbrck eine ganze Weile lang "unsichtbar".

Immerhin kann sich Angela Merkels Herausforderer nicht ber mangelndes Interesse beklagen. Steinbrck wurde mit Fragen und Kommentaren berschttet, weit mehr als bei hnlichen Aktionen von SPD-Chef Sigmar Gabriel oder Regierungssprecher Steffen Seibert. Nach anfnglicher Reserviertheit ("Lesen Sie meine Parteitagsrede") und Phrasendreschen ("Mehr Wir statt Ich!") war sogar etwas von Steinbrckscher Schlagfertigkeit zu spren ("Treten Sie der SPD bei, dann drfen Sie mich duzen").

Selbst wenn der Kanzlerkandidat gar nicht selbst twitterte, sondern seine Antworten in die staubige Tastatur diktierte. "Ich lese, mein Nachbar tippt", erklrte Steinbrck auf Nachfrage. "Der ist einfach schneller." Rasch wurde ber den Account des SPD-Vorstands ein Beweisfoto gepostet, spter erfuhr man ber aufmerksame Mittwitterer auch Namen und Funktion des Mitarbeiters (Tobias Nehren, netzpolitischer Referent im SPD-Parteivorstand). Alles schn transparent.

Also diktierten und tippten Steinbrck und Steinbrck-Helfer, was das Zeug hielt. Schlielich wollte man sich beim ersten Gehversuch im Twitter-Mikrokosmos nicht blamieren. Knapp 40 Antworten in 60 Minuten kamen zusammen.

Steinbrcks erste Amtshandlung als Kanzler? "Ein flchendeckender, gesetzlicher Mindestlohn und die Abschaffung des absurden Betreuungsgeldes." Bedingungsloses Grundeinkommen? "Ich bin dagegen. Denn das mssten die bezahlen, die fleiig jeden Morgen auf Maloche gehen." Steinbrck sagte Ja zur Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften und Nein zu Ampel-Spekulationen ("Keine Stratego-Spielchen! Ich will rot-grn!").

Altmaier schickt einen Smiley-Gru

Alles in allem also wenig berraschend, sondern ein kompakter Abriss aus sozialdemokratischem Programm und Attacken gegen die Konkurrenz. Die Bundesregierung wrde die Energiewende "vergeigen" und "grottenschlecht" managen, so der SPD-Spitzenmann. Eine Prise Auenpolitik war auch dabei: Die "Patriot"-Raketen an der trkisch-syrischen Grenze seien notwendig, auerdem hoffe er "instndig, dass Italien die Wiederauferstehung von Berlusconi zu verhindern wei" (alle Antworten des Steinbrck-Twitterviews finden Sie hier.)

Freilich nutzten vor allem Witzbolde die Gelegenheit fr das Bombardement eines Twitter-Promis: Jede zweite Frage schien von Leuten mit zu viel Zeit oder zu wenig Schlaf zu stammen, Kommentare zu Steinbrcks Vortragshonoraren waren der Dauerbrenner, oder Anspielungen auf die bisherige Netzmdigkeit des SPD-Kanzlerkandidaten ("Wer sagt mir, dass bei #fragpeer nicht @sigmargabriel mit Steinbrck-Maske twittert?").

Zu den prominenten Trollen gehrte Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU), der Steinbrck aufforderte, kenntlich zu machen, wann er persnlich auf Twitter aktiv ist. "Lieber @peersteinbrueck: Bitte sagen Sie wenn Sie mal selber twittern, damit wir nicht irrtmlich Ihre Mitarbeiter haftbar machen! :-)"

In der Tat gilt Steinbrck bislang als ausgewiesener Internet-Muffel, jngst ging ihm sein Online-Berater flten. Doch angesichts von Vorwrfen mangelnder Brgernhe und den Web-Offensiven anderer Parteien soll das nun anders werden, haben seine Mitarbeiter erkannt. Auf dem SPD-Parteitag in Hannover kndigte Steinbrck an, Twitter fr den Dialog mit den Brgern und fr den Wahlkampf zu nutzen.

"Allerdings werde ich nicht den Eindruck erwecken, als ob ich ein 25-jhriger hochnetzaffiner Typ bin", stellte Steinbrck klar. Und Fotos von Mittagessen oder Kaffeetassen soll es beim Kanzlerkandidaten auch nicht geben. "Ich werde nicht stndig twittern", schrieb er im Twitterview, "also nicht 'sitze im Einstein mit Einstein...'" 500 neue Follower gewann Steinbrck in den vergangenen Stunden dazu. Mal sehen, ob die jetzt regelmig was zu lesen kriegen.

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