Nach tagelangem Totalausfall: Syrien ist wieder online - Spiegel Online

Damaskus - Der Internet-Totalausfall in Syrien scheint berstanden. Am Samstag meldeten verschiedene Unternehmen, dass sie wieder Datenverkehr aus dem Krisenstaat registrierten. Der Netz-Dienstleister Cloudflare protokollierte die Wiederaufnahme der Verbindungen; Google zeichnet im hauseigenen "Transparenzbericht" ein stndlich aktualisiertes Bild des syrischen Datenaufkommens. Die Internet-Vermesser des britischen Unternehmens Renesys meldeten am Samstag: "[Wir] besttigen eine weitgehende Wiederherstellung des syrischen Internets [?] um 16:32 Ortszeit in Damaskus."

Die Diagramme und Protokolle legen ein staatliches oder zumindest konzertiertes Eingreifen nahe: Die Wiederherstellung des syrischen Internets verlief so erstaunlich schnell und sauber, als htte man einen Schalter umgelegt. Doch fr Schuldzuweisungen sei es zu frh, mahnen die Blog-Autoren von Renesys. Wer oder was den Netzausfall verursacht hat, wird die Welt vermutlich erst nach dem Ende des syrischen Brgerkriegs erfahren.

Bis dahin bleibt unklar wie hoch die Chancen fr so einen Totalausfall in anderen Staaten sind. Renesys hat sich an einer Analyse versucht: Demnach hnge das Risiko mageblich davon ab, wie sehr das Internet in einem Land zentralisiert ist, wie viele Firmen Internet-Zugnge und internationale Internet-Verbindungen anbieten drfen, und wie stark der Internet-Markt staatlich reguliert wird.

Die wenig berraschende Einsicht der Experten: Lnder deren Datenverkehr quasi in staatlicher Hand liegt, knnen sehr leicht vom internationalen Netz getrennt werden und sind besonders verletzlich gegenber Angriffen.

Renesys hat versucht, die Gefahr einer zentral verordneten Internet-Abschaltung als Risiko-Landkarte abzubilden. Das Ergebnis ist erstaunlich - und trgerisch. Renesys zhlte dazu nur, wie viele Provider pro Land aktiv seien und frbte die Gebiete entsprechend ein. Kleinere und rmere Lnder schneiden dabei systematisch als strker gefhrdet ab als reiche, groe Lnder. Ganz oben auf der Liste stehen neben Syrien demnach Tunesien, Algerien, Turkmenistan, Libyen, thiopien, Usbekistan, Burma und Jemen.