domingo, 6 de octubre de 2013

Börsengang: Wie Twitter den Gründerfluch überwand - Spiegel Online

Twitter war ein Nebenprojekt eines notleidenden Start-ups, das durch interne Machtkmpfe tief gespalten war. Wenig deutet zunchst darauf hin, dass es sich zu einem Kommunikationskanal mausert, der Revolutionen anfacht, Politikerkarrieren beendet und die Bedeutung des englischen Wortes fr "zwitschern" grundlegend verndert.

Den Weg dorthin hat Twitter ohne seine vier Grnder geschafft, von denen heute keiner mehr fr das Unternehmen arbeitet. Aus der vielversprechenden Idee wurde erst in dem Augenblick ein stabiles Unternehmen, als Twitter seinen Grndern ber den Kopf wuchs und die neuen Verantwortlichen diejenigen, die das Unternehmen geboren hatten, zur Seite drngten.

Williams und Dorsey sprechen kaum noch miteinander

Zwei von jenen, Evan Williams und Jack Dorsey, sprechen heute so gut wie nicht mehr miteinander, berichten ehemalige Mitarbeiter und andere Unternehmens-Insider. Ein weiterer, Biz Stone, schied 2011 aus, um gemeinsam mit Williams ein neues Unternehmen zu grnden. Noah Glass, der vierte Grnder, hatte das Unternehmen bereits im ersten Jahr nach dem Start von Twitter verlassen. Frheren Angaben zufolge fhlte er sich nicht genug gewrdigt fr den Erfolg des Unternehmens.

Keiner der vier Grnder wollte sich auf Anfrage uern. Ein Twitter-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ebenfalls ab.

Machtkmpfe stehen bei vielen Unternehmen am Anfang, meist werden sie verstrkt, wenn groe Investoren an Bord geholt werden. In weniger als der Hlfte der Firmen, die an die Brse gehen, steht zu diesem Zeitpunkt noch ein Grnder an der Spitze, hat eine Studie von Bharat Jain und Filiz Tabak von der Towson University bereits im Jahr 2008 herausgefunden. Bei Tech-Firmen allerdings ist die Formel "Grnder gleich CEO" durchaus verbreitet - Bill Gates, Larry Ellison und Mark Zuckerberg sind prominente Beispiele.

Bei Twitter gab es im Jahr 2010 einen richtungweisenden Streit, als die Fhrungskrfte darber nachdachten, wie sie den damals noch klglichen Umsatz steigern knnten. Dick Costolo, der inzwischen als Vorstand fr das operative Geschft zum Unternehmen gestoen war, wollte Anzeigen mit Bezug zu den Kurzmitteilungen der Nutzer verkaufen. Williams, damals Vorstandschef, grbelte dagegen offen ber Alternativen nach. Er berlegte, ob man nicht Unternehmen und anderer professionelle Nutzer fr ihre Twitter-Konten zahlen lassen solle, berichten Unternehmen, die mit den Strategiedebatten vertraut sind.

Costolo setzte sich durch. Wenige Monate spter wurde er zum Nachfolger von Williams an der Unternehmensspitze ernannt. Im vergangenen Jahr erzielte Twitter Werbeerlse in Hhe von 269,4 Millionen Dollar, geht aus den IPO-Unterlagen hervor.

Die Turbulenzen an der Spitze htten dafr gesorgt, dass Twitter "beweglich bleibt und die Richtung wechselt", sagt Thomas Arend, der von 2011 bis Januar dieses Jahres als Produktmanager bei Twitter arbeitete. "Chaos kann Teil des Geschftsmodells sein, es kann aber auch ablenken", meint er.

Williams, Dorsey, Glass und Stone hatten ursprnglich zusammen bei einem Start-up namens Odeo gearbeitet, das die Erstellung von Audio-Dateien ermglichte. Als Odeo um das Jahr 2005 ins Stocken geriet, kratzte Williams das restliche Geld zusammen und lie Dorsey und andere Mitarbeiter mit Mglichkeiten experimentieren, wie man Textnachrichten austauschen kann. Dieser Dienst, der ursprnglich Twttr hie, bestand so lange parallel zu Odeo, bis sich die Mitarbeiter klar darber waren, welcher Dienst mehr versprach.

Freundschaft und Berufsleben eng verknpft

Wie bei vielen Start-ups waren auch bei Twitter Freundschaften und das Berufsleben eng verknpft. Die Mitarbeiter, darunter auch Dorsey und Glass, kauften zusammen bei Ebay Chart zeigen fr 1000 Dollar ein klappriges Boot. Zu den Betriebsausflgen gehrten Segeltrns durch die Bucht vor San Francisco. Williams holte auch Biz Stone an Bord, den er aus gemeinsamen Tagen bei Google Chart zeigen kannte.

Sein gesellschaftliches Debt feierte Twitter im Jahr 2007 auf dem South by Southwest, einem Musikfestival, das gleichzeitig als Treffpunkt der Techbranche diente. Twitter versah das Konferenz-Zentrum in Austin mit Videoleinwnden. Darauf lud es die Teilnehmer mit der Frage "Was macht ihr gerade?" dazu ein, Twitter zu nutzen, um 140 Zeichen lange Antworten zu schreiben.

Die Nutzerzahlen verdreifachten sich in der Woche auf etwa 60.000 Nachrichten am Tag. Der Erfolg berzeugte die Grnder davon, Twitter als eigenstndiges Unternehmen loszubinden.

Innerhalb weniger Jahre etablierte sich Twitter als ein Weg, um schnell Informationen zu teilen. Anfang 2009 verffentlichten Schaulustige auf Twitter die ersten Fotos von der Notlandung eines US-Airways-Flugzeugs auf dem Hudson River in New York. Im April 2009 war Williams in der Show von Oprah Winfrey zu Gast und zeigte ihr dort ffentlichkeitswirksam, wie sie ein Twitter-Konto anlegt.

Inmitten des Wachstumsschubs drohten jedoch interne Zerwrfnisse Twitter zu zerreien. Dorsey war seit den Anfangstagen Chef von Twitter. Der Verwaltungsrat bertrug diese Funktion 2008 jedoch Evan Williams.

In einem Interview mit "Vanity Fair" erzhlte Dorsey spter, diese Degradierung sei "wie ein Schlag in den Magen gewesen". Er sei auch deswegen kein erfolgreicher CEO gewesen, weil er sich Williams zu oft gefgt habe, fgte er hinzu. Dorsey verlie Twitter schlielich.

Der "Fail Whale" war stndiger Begleiter

Auch Williams erwies sich jedoch als mangelhafter Manager. Weil er sich sehr stark auf neue Funktionalitten konzentrierte, die heute Kernbestandteile von Twitter sind, entstand bei einigen Mitarbeitern der Eindruck, Williams kmmere sich zu wenig um die hufigen technischen Unterbrechungen. Twitters "Fail Whale" - ein Comic, der einen Wal zeigt, der von Vgeln nach oben gezogen wird, und der immer dann gezeigt wurde, wenn der Dienst gerade nicht verfgbar war - wurde im Silicon Valley zu einem Running Gag.

Williams bot Costolo, einem weiteren Ex-Kollegen von Google, die Stelle als Chief Operating Officer an. Zum Bruch kam es laut Insidern whrend der Fuball-WM 2010, als Twitter immer wieder auer Kontrolle geriet, weil Fuballfans Millionen Kurznachrichten absetzten.

Costolo warnte die Mitarbeiter daraufhin, dass Twitters Zukunft gefhrdet sei, wenn der Dienst nicht kontinuierlich laufe. Das Unternehmen stellte 300 Techniker ein, um die Technologie der Seite neu aufzusetzen. "Es herrschte Krieg", erinnert sich eine ehemalige Fhrungskraft. Heute kommt es wesentlich seltener zu Ausfllen.

Ende 2010 setzte der Verwaltungsrat Williams ab und Costolo an seine Stelle. Wenige Monate spter verkndete Dorsey seine Rckkehr als Chef der Produktentwicklung. Williams, Stone und Jason Goldman, ein weiterer Vertreter aus der Anfangszeit von Twitter, der oft als Schattengrnder bezeichnet wird, verlieen das Unternehmen, um eine neue Firma zu grnden.

Dorseys Comeback bei Twitter lste unter den Mitarbeitern eine Reihe von Kndigungen aus. Einige warfen Dorsey vor, er drnge Fhrungskrfte, die Williams eingestellt hatte, aus dem Unternehmen, berichten Firmenkenner. Dorsey ersetzte auch den Kaffee, der in der Twitter-Zentrale in San Francisco gereicht wird, durch die Marke Sightglass, einem rtlichen Anbieter, an dem Dorsey als Investor beteiligt ist.

Heute fungiert Dorsey als Chairman bei Twitter, im Tagesgeschft des Unternehmens ist er nicht mehr aktiv.

"Es wird immer wieder Leute geben, die in einer bestimmten Phase des Unternehmens groartig sind, dann aber aus irgendwelchen Grnden nicht mehr die richtigen sind", sagte Costolo im Mai auf einer Konferenz. "Man muss das nur erkennen und sich so schnell wie mglich da durchkmpfen."

Am Donnerstag, dem Tag der offiziellen Verkndung der Brsenplne, gab es bei Twitter dann aber doch ein Rendezvous mit der Vergangenheit. Dorsey, Stone und Williams trafen sich allesamt im Twitter-Hauptquartier in San Francisco und sprachen dort mit den Mitarbeitern.

Originalartikel auf Wall Street Journal Deutschland

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