Haben Sie auch schon mal daran gedacht? Einfach mal den Facebook-Account löschen. Schluss mit Updates von längst gleichgültigen Bekannten, den törichten politischen Kommentaren, der ständigen Angst, etwas zu verpassen, Schluss mit alldem.
Doch die Trennung ist gar nicht mal so einfach. Facebook ist hartnäckiger als eine enttäuschte Erstsemester-Liebe. Schon die Lösch-Funktion habe ich nicht auf Anhieb gefunden. In der Hilfe steht sie gleich neben der Frage, was nach meinem Tod passiert.
Auf der Löschseite warnt mich Facebook deutlich davor, den Account zu löschen: "Denke daran, dass du dein Konto weder reaktivieren noch die von dir hinzugefügten Informationen oder Inhalte erneut abrufen kannst." Also vielleicht doch erst einmal deaktivieren statt endgültig löschen?
Erstmal nur eine Beziehungspause
Vielleicht nur eine Pause statt Schluss machen? Facebook würde dann meine "Chronikinformationen (z. B. Freunde, Fotos, Interessen etc.) speichern, falls du wiederkommen möchtest".
Okay, wir hatten eine gute Zeit zusammen, deaktivieren wir erst einmal nur. Dann ist mein Account zumindest nicht mehr zu finden. Die Funktion findet man unter Sicherheitseinstellungen: "Deaktiviere dein Konto".
Dann versucht es Facebook mit der emotionalen Masche: Es konfrontiert mich mit Freundschaften, die wir geschlossen haben. Es zeigt fünf Bilder von Freunden und schreibt dazu: "Anna wird dich vermissen", "Freddy wird dich vermissen", "Mona wird dich vermissen". Facebook macht mir weis, dass ich mit dem Weggang Menschen enttäuschen werde. Ich sehe quasi auf den Bildern die Mundwinkel nach unten klappen.
Warum willst du weg?
Dann die Frage: Aber warum willst du mich verlassen? Ich muss den Grund angeben. Es gibt Optionen wie "Ich bekomme zu viele E-Mails", "Ich finde nicht, dass Facebook nützlich ist" und "Ich sorge mich um den Schutz meiner Privatsphäre". Klicke ich etwas an, wird mir direkt aufgelistet, wie die Probleme gelöst werden können. Ach, auf einmal gibt es einfache Lösungen? "Nimm dir bitte einen Moment Zeit."
Schlussmachen ist echt kompliziert. Und das ist gewollt. Denn für Facebook ist jeder Verlust eines Users bares Geld wert, seit das Unternehmen an der Börse notiert ist. Jeder gelöschte User ist einer weniger, der Werbung sieht.
Die Deaktivierung hielt nicht lange. Nach ein paar Tagen war ich wieder eingeloggt. Als würde man bei der Ex an der Tür klingeln, reingehen und plötzlich ist alles, als wäre nichts gewesen. Verdammt.
- Biografie
Kritsanarat Khunkham, geboren 1982 in Bangkok, Thailand. Aufgewachsen im Sauerland. Dort vor allem tätig als Vorstopper, Messdiener und Radiohörer. Nach dem Abitur als Reporter für "Radio Sauerland" unterwegs, von Sundern bis Schmallenberg, von Meschede bis Marsberg: Krippenausstellungen, Katzennothilfen, Karnevalsumzüge. 2003 bis 2008 Studium (Germanistik, Anglistik, Jura) in Bonn. Kellner und Netzwerktechniker im Außendienst. Bei creaTV Aufnahmeleitung gelernt, beim SR das Cutten und bei Sport1 das Tickern. 2008 bis 2010 Volontariat an der Axel Springer Akademie. "Bild". "Berliner Morgenpost". "Welt Kompakt". Seit 2010 in der Redaktionsleitung Online der "Welt". Alternative Berufe: Koch, Autoverkäufer, Wirt, Tenniskommentator.
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