martes, 29 de octubre de 2013

Der Staat als Stalker: Im Internet wird die Diktatur privatisiert - Cicero Online

Ich habe Angst.

Der Staat schaut uns ins Gehirn. Vielleicht denken Sie jetzt: „Mir egal, ich habe nichts zu verbergen". Doch nicht das gespeicherte Gestern ist das Problem, sondern die Möglichkeit, aus den Informationen der Vergangenheit Ihr ganz persönliches Verhalten in der Zukunft vorherzusagen. Und zwar so simpel wie die Wettervorhersage. Was wir essen, wen wir lieben, wohin wir reisen werden.

Alles, wirklich alles, was wir auf Smartphones, am Computer oder an der normalen Supermarktkasse erledigen, wird zentral gespeichert. Jeder Einkauf, jeder Zeitungsartikel, jede E-Mail, jede Nachricht über WhatsApp, jeder Eintrag bei Facebook oder Twitter füttert den großen Hirnscanner. Selbst Ihr Adressbuch, Ihre Telefonnummern und Ihre Bankdaten werden aus Ihrem Handy ausgelesen und abgespeichert, ebenso wie die meisten Telefongespräche und Skype-Unterhaltungen. Nicht nur die Metadaten, also Telefonnummern und Gesprächsdauer, sondern das vollständige Gespräch. »Big Data« nennt man diese gigantischen Massenspeicherungen.

Wir haben längst keine Kontrolle mehr über die Verwendung unserer Spuren vergangener Aktivitäten, noch viel weniger über deren Verwendung als Prognoseinstrument für unsere ganz persönliche Zukunft. Sie liegen in den Händen eines »Systems«, über dessen Existenz niemand abgestimmt hat, kein demokratischer Prozess geführt wurde, zu dem niemand seine Zustimmung gegeben hat. Dieses System entscheidet demnächst über uns: ob wir eine Versicherung bekommen, kreditwürdig sind, eine Wohnung mieten dürfen oder die Genehmigung erhalten, in bestimmte Länder einzureisen.

Es ist ein Kampf entbrannt um die wirtschaftliche Vorherrschaft unserer Köpfe. Denn der Imperialismus 2.0 erobert keine Staaten, sondern der Staat erobert in Zusammenarbeit mit Großkonzernen wie Apple, Google und Amazon unsere Gehirne. Was man noch vor Kurzem als hysterische Verschwörungstheorie abgetan hätte, wird durch die Enthüllungen des ehemaligen NSA-Agenten Edward Snowden zur Gewissheit. Längst ist ein System entstanden, an dessen harmlosen Unterhaltungswert niemand mehr glauben kann.

Eine Diagnose, die Fragen nach der Zukunft unserer Gesellschaft aufwirft. Daran schließen fünf Thesen für die kommenden 15 Jahre an: eine digitale Risiko-Agenda 2030.

Fünf Thesen – Eine digitale Risiko-Agenda 2030
 

1. Wir befinden uns auf dem Weg in die moderne Sklaverei

Die unbekümmerte Preisgabe des Privaten wird uns noch reuen, ähnlich wie die irreversible Jugendsünde eines Tattoos auf der Haut. Der Schutz von Privatsphäre wird zum teuren Gut. Wer sich diese Sicherheit künftig nicht leisten kann, mutiert zum modernen Sklaven eines hypereffizienten weltweiten Kommerzes. Ein System, dem der Einzelne mit seinen persönlichen Informationen „gehören" wird. Daten, die wir täglich massenhaft preisgeben und mit denen dieses System, von dessen monetärer Gier wir in Zukunft hemmungslos ausgebeutet werden, schon heute regen Handel treibt. So entsteht im Netz ein virtuelles Abbild unserer Person, das uns mit perfider Genialität zur Kontrollinstanz unserer selbst macht. Keine fremde Macht, sondern dieses virtuelle Ich wird zu unserem individuellen „Big Brother".

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