lunes, 26 de agosto de 2013

Green Tech: Wie ein Berliner mit Internet-Servern sein Wohnhaus heizt - Berliner Morgenpost

25.08.13, 23:00

Green Tech

Das Unternehmen AoTerra hat die Cyber-Heizung erfunden: Server eines dezentralisierten Rechenzentrums heizen Gebäude. Jetzt betreibt der erste Berliner seine Serverheizung – ohne Betriebskosten.

Ein Gebäude mit Öl, Gas oder Fernwärme heizen – das war gestern. Die Heizung der Zukunft könnten Computer sein. Diese Idee hat Matthias Kutschmar begeistert. Der Berliner Unternehmensberater baut gerade in Pankow ein Haus. Bei Recherchen über umweltfreundliches Heizen stieß er auf das Dresdner Start-up AoTerra, das diese Technologie anbietet. Jetzt besitzt Kutschmar die erste Cyber-Heizung in Berlin.

AoTerra verbindet zwei Dienste, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben: den Internet-Cloudservice AoCloud und die Heizungstechnologie AoHeat. Dazu verwendet das Start-up einen Trick: Es stellt die Server für den Cloud-Service nicht zentral in ein Rechenzentrum, sondern dorthin, wo die Abwärme der Rechner gebraucht wird – zum Beispiel in Kutschmars Heizraum. "Wir sind der einzige Anbieter, der die bislang getrennten Märkte für Wärme und für Rechenleistungen verbindet", erklärt Jens Struckmeier, Technik-Chef von AoTerra.

Im Heizraum stehen statt eines Kessels zwei mannshohe Blechschränke, die von oben bis unten mit Servern bestückt sind. Bis zu 20 Geräte sind in jedem Schrank montiert. Sie sind Teile eines dezentralen virtuellen Rechenzentrums. Die Server sind über eine schnelle Internet-Datenleitung mit der AoTerra-Zentrale vernetzt, von wo aus der Cloud-Service nach deutschem Datenschutzrecht gesteuert wird. "Ein Breitband-Internetanschluss von mindestens 50 Mbit/Sekunde ist die einzige Voraussetzung", sagt Marcel Schretzmann, der Gründer des Unternehmens. Diese Technologie wurde in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dresden entwickelt.

3,6 Kilowatt pro Serverschrank

Wenn die Server rechnen, entsteht Wärme. Diese wird von einem Wärmetauscher abgegriffen und in einen Warmwasser-Pufferspeicher eingespeist, welcher den Heizwasserkreislauf versorgt und die Trinkwassererwärmung sicherstellt. "Jeder Schrank hat eine Leistung von 3,6 Kilowatt", sagt Schretzmann. AoHeat kann in Einfamilien- und Mehrparteienhäusern sowie Gewerbe- und Industrieimmobilien eingesetzt werden. "Besonders wirtschaftlich laufen die Server-Heizungen in Niedrigenergie- und Passivhäusern", erläutert Schretzmann. Generell sei AoHeat mit allen gängigen Heizsystemen kompatibel. Sollten die Server einmal ausfallen und deshalb keine Wärme abgeben, schaltet sich automatisch ein elektrischer Heizstab ein, der das Haus auf Kosten von AoTerra heizt, bis deren Techniker das Problem behoben haben.

Und so sieht das Geschäftsmodell aus: Der Nutzer kauft den Serverschrank (10.000 Euro). AoTerra übernimmt die Kosten für den Ökostrom der Server sowie die Wartung. Der Kunde erhält kostenfrei die Wärme. Ein Vertrag mit einer Laufzeit von 15 Jahren regelt die Lieferung.

Start-up will 2014 schwarze Zahlen schreiben

Das im Oktober 2012 gegründete Unternehmen AoTerra will im laufenden Jahr mehr als 100 solche Heizsysteme verkaufen und strebt dabei einen Umsatz von 1,5 Millionen Euro an. Bis Juni 2013 waren bereits 100 Heizschränke mit insgesamt 1200 Servern ausgeliefert. Das Unternehmen will im vierten Quartal 2014 wirtschaftlich arbeiten.

Grüne Heiztechnologien könnten zu einem neuen Trend werden, wie der Erfolg der im Juni 2013 abgeschlossenen Crowdinvesting-Kampagne von AoTerra zeigt. Das Start-up hat bei 886 privaten Investoren insgesamt eine Million Euro eingesammelt. Partner war die Dresdner Crowdinvesting-Plattform Seedmatch, die mit dieser Kampagne zumindest in Deutschland einen Rekord bei der Anschubfiunanzierung für Start-ups aufstellte.

Serverheizungen gegen den Klimawandel

Ein Grund für die hohe Investitionsbereitschaft mag das Interesse vieler Menschen am Klimaschutz und an grünen Technologien (Green Tech) sein: Denn Server-Heizungen ersparen auch der Umwelt eine Menge an Belastungen. Nach Unternehmensangaben verringert AoHeat bei einem Gebäude mit 150 Quadratmetern Wohnfläche im Vergleich zu einer Gas- oder Ölheizung den CO2 -Ausstoß jährlich um rund sechs Tonnen. Allerdings: Pro Jahr fallen in Deutschland durch Kraftstoffverbrauch nach einer Berechnung des Statistischen Bundesamtes rund 1,2 Tonnen CO2 pro Kopf an.

Die Technologie könnte Clowd-Services billiger machen: Denn Gebäude- und Klimatisierungskosten für Serverfarmen entfallen. "AoTerra ist deshalb in der Lage, die Rechenleistungen unter dem Preis der marktführenden Cloud-Unternehmen anzubieten", erklärt das Unternehmen.

Preiswertes Cloud-Computing

Ganz nebenbei entsteht eine neue Generation von Rechenzentren. Hier profitiert AoTerra von dem rasant wachsenden Markt des Cloud-Computing. Das Unternehmen bietet drei Lösungen an: Virtuelle Computer rechnen mit Software, die in der Internet-Cloud gespeichert ist (Infrastucture-as-a-Service); Datenbanken in der der Art von Dropbox oder Google Docs (Software-as-a-Service) sowie Animations- und Renderingdienstleistungen (Platform-as-a-Service), also Rechenleistung für grafische Anwendungen.

Matthias Kutschmar zieht eine positive Bilanz. Seine Cyber-Heizung ist seit einem dreiviertel Jahr in Betrieb. Im vergangenen Winter hat sie ihm bereits gute Dienste erwiesen und sein Haus – damals noch Baustelle – störungsfrei erwärmt. Zwar hat er mehr investiert als beispielsweise eine Wärmepunpe gekostet hätte. Doch im Laufe der Jahre soll sich diese Invetition amortisieren. Denn Betriebs- und Energiekosten fallen für ihn nicht an.

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