lunes, 21 de enero de 2013

Mobile Payment Berliner Start-ups erfinden das Bezahlen neu - Berliner Morgenpost

20.01.13

Mobile Payment

Die Berliner Start-ups Payleven und Sumup revolutionieren das bargeldlose Bezahlen. Dabei gehen sie aber verschiedene Wege.

Wenn das Bargeld für den letzten Drink nicht mehr reicht, ist die Party definitiv vorbei. Bislang. Das muss in Zukunft nicht mehr so sein – jedenfalls dann, wenn der Gast eine Kreditkarte besitzt und der Barmann ein Smartphone mit einem neuartigen Lesegerät. Neue Technologie zweier Berliner Start-ups ermöglicht es, selbst kleinste Beträge bargeldlos via Kreditkarte abzurechnen. Experten sehen im mobilen Bezahlen einen der wichtigsten Internettrends des Jahres 2013 – und das nicht nur, weil es cool aussieht.

Wie in so vielen Fällen haben Berliner Gründer auch diese Technologie nicht erfunden. Entwickelt hat sie vielmehr der US-Amerikaner Jack Dorsey, der sich in der Internetbranche bereits als Gründer des Kurznachrichtendienstes Twitter einen Namen gemacht hatte. Mehr als 100 Millionen mobile Geld-Transaktionen wurden bislang mit Dorseys Erfindung, die unter der Marke Square firmiert, in den USA und Kanada abgewickelt. Sein im Jahr 2009 gegründetes Unternehmen hat inzwischen mehr als 200 Mitarbeiter.

Expansion ins europäische Ausland

Die Berliner Start-ups Payleven und Sumup kopierten diese Idee und brachten sie auf den deutschen Markt. "Wegen der komplizierten regulatorischen Landschaft in Europa war das nicht einfach", sagt Sumup-Gründer Stefan Jeschonnek. Doch nicht nur deshalb kommen Mobile-Payment-Lösungen in Deutschland Jahre später auf den Markt als in den USA: Die Kreditkarten- und Smartphonedichte ist hier weitaus geringer als dort.

Beide Start-ups expandierten binnen weniger Monate in mehrere europäische Länder. Muttersprachler betreuen von Berlin ihre nationalen Märkte "Es war überhaupt kein Problem, die Leute zu finden. In Berlin gibt es so viele junge Talente", lobt Konstantin Wolff, der Gründer von Payleven, die Multikulti-Metropole. 80 Mitarbeiter zählt das Start-up, das in der Saarbrücker Straße in Prenzlauer Berg sitzt. Sumup beschäftigt am Paul-Linke-Ufer in Kreuzberg knapp 150 Menschen. Nutzerzahlen will weder der eine noch der andere nennen. Jeschonnek sagt immerhin, dass sich der Kundenstamm aktuell jeden Monat verdopple.

Schneller als an der Supermarktkasse

Das Geheimnis beider Start-ups steckt in einem Kästchen, das halb so groß wie eine Streichholzschachtel ist und in den Kopfhörer-Ausgang des Smartphones gesteckt wird. Es ist in der Lage, je nach Bauart die Informationen auf dem Magnetstreifen oder auf dem Microchip der Kreditkarte zu entschlüsseln. Der Händler startet auf seinem Smartphone die Abrechnungs-App, zieht die Karte durch das Lesegerät und tippt den Betrag ein. Der Kunde unterschreibt mit dem Finger auf dem Display. Ein Klick – schon ist die Rechnung bezahlt und der Betrag wird vom Konto des Nutzers abgebucht. Der Beleg erreicht den Kunden per E-Mail. Das geht schneller als an der Kasse im Supermarkt.

Doch die Sache hat einen Haken: Diese Technologie klappt nur bei Karten, die Abbuchungen ohne Pin-Eingabe zulassen: das sind Electronic-Cash- (EC) und Maestro-Karten. Der Kreditkarten-Marktführer Visa hingegen fordert bei solchen Transaktionen die Eingabe einer Geheimzahl. Und an diesem Punkt trennen sich die Wege von Sumup und Payleven. Sumup hält an der "Swipe-and-sign"-Technologie fest. Wer mit Visa bezahlen will, muss bei Sumup seine Kartendaten manuell eingeben.

"Wir lösen ein Problem von heute, nämlich den Handel zu digitalisieren und jedem zugänglich zu machen", umschreibt Jeschonnek sein Firmenkonzept und den Verzicht auf "Chip and Pin"-Technologie. Seine Zielgruppe sind die kleinen und mittleren Händler, für die Kreditkarten-Terminals bislang zu teuer oder zu umständlich waren, also Taxifahrer, Gastronomie, Markt- und Einzelhändler. Ihre Zahl wird in Europa auf 20 Millionen geschätzt.

Diese Zielgruppe hat Konstantin Wolff, der Gründer von Payleven, zwar auch im Blick. Doch er geht einen Schritt weiter und bietet nun ein mobiles "Chip-and-Pin"-Lesegerät an. Das Verfahren kennt jeder Verbraucher von der Tankstelle oder aus dem Supermarkt. "Das ist ein gutes Modell, denn für den Endkunden ändert sich wenig", sagt Wolff. Der wichtigste Unterschied zu herkömmlichen Karten-Bezahlsystemen: Es ist zusammen mit einem Smartphone mobil nutzbar und deutlich billiger als herkömmliche Terminals. Dieses Abbuchungsverfahren gilt auch als sicherer als "Swipe and Sign".

Das Lesegerät enthält zertifizierte Hardware (PCI- und EMV-Standard), welche die sensiblen Daten des Kunden überträgt. Auch der Händler profitiert: Bei Buchungen mit Pin haftet die Bank und garantiert dem Händler den Kaufbetrag. Beim "Swipe-and-Sign"-Verfahren kann eine Buchung vom Kunden angefochten und zurückgefordert werden. In diesem Fall trägt der Händler die Beweislast.

Gigantischer Markt

Die Datensicherheit ist die Achillesverse des Mobile Payment. Doch da wiegeln beide Start-ups ab. "Ein Geldautomat ist leichter zu manipulieren als unsere Technologie", heißt es bei Sumup. "Beim Kartenmissbrauch handelt es sich weniger um technologische Angriffe als vielmehr um das Ausspionieren der Pin", sagt Konstantin Wolff. Und gegen die Nachlässigkeit des Verbrauchers ist keine Technik gefeit.

Schon jetzt ist der bargeldlose Zahlungsverkehr ein Markt mit enormen Wachstumspotenzialen: Innerhalb des Electronic-Cash-Systems (EC) der deutschen Banken und Sparkassen wurden im Jahr 2011 mit 90 Millionen Karten 118 Milliarden Euro umgesetzt. Hinzu kommen die Umsätze von mehr als 30 Millionen Kreditkarten (Visa, Mastercard, American Express). Für den Verbraucher ist die Nutzung von Mobile Payment in der Regel kostenfrei. Payleven und Sumup von der Transaktion eine Courtage von 2,75 Prozent auf den Rechnungsbetrag ein. Die "Swipe-and-Sign"-Kartenleser werden kostenfrei bereitgestellt.

So unterschiedlich die vorhandenen Konzepte auch sind – längst denken die Berliner Start-ups über Zukunftstechnologien nach: Sowohl Payeleven als auch Sumup beteuern, Konzepte für die sogenannte NFC-Technologie (Near Field Communication) in der Schublade zu haben. Hier wird die Kreditkarte durch einen auf kurze Distanz drahtlos lesbaren Chip im Handy ersetzt. Solche Chips gibt es bislang nur in wenigen Android-Smartphones. Das iPhone unterstützt diesen Standard noch nicht.

Jetzt rästelt die Branche, ob das Original "Square" nach dem Erfolg seiner deutschen Klone doch noch nach Europa kommt. Bislang habe wohl die komplizierte Lizenz- und Rechtslage die Amerikaner abgeschreckt, heißt es bei Sumup.

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