miércoles, 30 de enero de 2013

Musik zwischen Nightclub und Kathedrale - Deutschlandradio

Als der 18-jhrige Francis Poulenc sich mit der Vorlage dieser Vertonung eines Nonsens-Gedichtes am berhmten Pariser Conservatoire um die Aufnahme in die Kompositionsklasse bewarb, erreichte er nur eines: Der Professor setzte ihn unverzglich an die Luft.

Francis Poulenc wurde am 7. Januar 1899 als Sohn einer aus grobrgerlichem Hause stammenden Pariserin und eines aus dem Sden Frankreichs stammenden Industriellen geboren. Diese Pole, die Liebe zur Hauptstadt, das Leben in den Salons, die Auseinandersetzung mit Kunst und Literatur einerseits, eine Sympathie fr das Landleben, die Musik einfacher Tanzvergngen und nicht zuletzt ein naiver Katholizismus andererseits sollten Persnlichkeit und Werk des Komponisten mageblich bestimmen. Das Einzelkind lernte frh das Klavierspiel, genoss den besten Unterricht und geriet als junger Mann in Kontakt zur Avantgarde der spten 1910-er Jahre. Deren literarischer Protagonist war Jean Cocteau, der seine Ablehnung der Musik von Wagner bis Debussy programmatisch so zuspitzte:

"Schluss mit der Musik, in der man sich lange treiben lsst. Schluss mit den Wolken, den Wellen, den nchtlichen Dften. Der Musiker muss die Musik mglichst dazu zwingen, dem Zuhrer immer ihr Gesicht zu zeigen. Nur die Realitt motiviert ein bedeutendes Kunstwerk, bald darf man ein Orchester ohne das Streicheln der Saiten erhoffen. Einen klangvollen Musikverein aus Holz, Blech und Schlagzeug. Wir brauchen eine Musik, die fest auf Erden steht, eine Alltagsmusik."

Diesem Ideal folgt Poulenc, der 1917 Mitglied der berhmten "Groupe des Six" wird, in hohem Mae. Seine Musik aus dieser Zeit hat einen kurzen Atem, ist oft lausbbisch und frei von schwerflliger Theorie.
Diese unbefangene Frechheit zeigt jedoch nur die eine Seite des Musikers. Auf der anderen finden sich Selbstzweifel, Depression, Angst vor Isolation und eine spt entdeckte, niemals ganz akzeptierte oder gar angstfrei ausgelebte Homosexualitt. 1936 kommt es zu einer Zuspitzung: Whrend einer Reise in den sdfranzsischen Wallfahrtsort Rocamadur erhlt Poulenc die Nachricht vom grausamen Unfalltod eines guten Freundes. Unter diesem Schock erlebt er die dort verehrte "Schwarze Madonna" in einer Weise, die ihm die Rckkehr zum abgelegten katholischen Glauben seiner Kindheit mglich macht. Innerhalb weniger Tage komponiert er die "Litanies la Vierge Noire" fr Orgel und Kinderchor.

Es folgen weitere sakrale Werke; Poulenc komponiert eine Oper ber das Schicksal einer weiblichen Ordensgemeinschaft in den Tagen der Revolution. Das Libretto seines bekanntesten, wegen des geringen Realisierungsaufwandes hufig gespielten Stcks "La voix humaine" stammt von Jean Cocteau, mit dem ihn seit den Tagen der "Groupe des Six" eine lebenslange Freundschaft verband. Es ist der verzweifelte Monolog einer Frau, die ein letztes Telefonat mit ihrem Geliebten fhrt.

Francis Poulenc: " "'Die menschliche Stimme' entstand aus einem Scherz. Ich war in Mailand fr die Auffhrungen der 'Dialoge der Karmelitinnen'. Eines Abends sang Frau Callas mit Del Monaco. Da erregte ein kleiner Skandal groes Aufsehen. Am Ende des letzten Aktes hatte Frau Callas Herrn Del Monaco in die Kulisse geschubst, um sich allein zu verneigen. Da sagte mir mein Herausgeber und Freund Herv Dugardin, der Direktor bei Ricordi in Paris ist: 'Du msstest etwas fr die Callas alleine machen. So knnte sie sich nach Belieben verbeugen. Warum machst Du nicht 'La voix humaine'? Ich habe sie gemacht, war mir aber sicher, sie der Callas nicht zu geben."

Francis Poulenc, den atonales Komponieren nie interessierte, zhlte - vor allem nach dem Krieg - kaum zur Avantgarde der sogenannten Neuen Musik. Seit deren Dogmen jedoch selbst ihre Verbindlichkeit verloren haben, erfreut sich Poulencs Werk eines unbefangenen, wachsenden Interesses. 1963, am 30. Januar, starb mit ihm einer der widersprchlichsten und schillerndsten franzsischen Komponisten des vergangenen Jahrhunderts.


No hay comentarios:

Publicar un comentario