jueves, 17 de enero de 2013

Facebook präsentiert Graph Search - Spiegel Online

Menlo Park - Mark Zuckerberg trat fast pnktlich um 19 Uhr deutscher Zeit vor die Presse, und wie blich begann er sogleich wieder von seiner Vision fr Facebook zu sprechen: "Die Welt zu einem strker verknpften und offenen Ort zu machen." Er wolle einen Dienst vorstellen, der es Nutzern erlaube, neue Verbindungen herzustellen. Tatschlich hat der neue Dienst auch etwas mit Verknpfungen zwischen Menschen zu tun - aber mindestens ebenso viel mit dem Rivalen Google.

Die "drei Sulen", auf denen Facebook knftig aufbauen werde, seien das sogenannte Newsfeed, das aktuelle Informationen ber die eigenen Facebook-Kontakte enthlt, die Timeline (in Deutschland "Chronik"), die Informationen ber die Aktivitten des Profilinhabers enthlt, und nun ein neuer Dienst, sagte Zuckerberg: die "Graph Search". Mit dem Begriff Social Graph wird das Beziehungsbumchen beschrieben, das Menschen miteinander verbindet - und entlang dessen Verknpfungen Facebook gerne Werbebotschaften verschicken mchte, um sich zu refinanzieren.

Eine Milliarde Menschen seien heute bei Facebook zu finden, sagte Zuckerberg, 240 Milliarden Fotos, eine Billion Verbindungen. Jeder Inhalt habe "sein eigenes Publikum", die meisten Inhalte seien "nicht ffentlich". Jeder Nutzer knne mit der neuen Suchfunktion "nur Inhalte durchsuchen, die mit ihm geteilt worden sind". Dass die neue Suchfunktion Datenschtzer auf den Plan rufen knnte, hat man bei Facebook augenscheinlich vorausgesehen - dass keine neuen Zugnge zu Privatem gewhrt wrden, betonten Zuckerberg und die zwei Entwickler, die ihn bei der Prsentation untersttzten, gleich mehrfach.


Zehn Prozent der Rechenleistung, die Facebook braucht, werde derzeit in das Einhalten der Datenschutz-Einstellungen investiert, sagte Zuckerberg auch gleich dazu.

"Graph Search" soll kein Google-Klon sein. Die Datenbasis fr die Suchanfragen sind nicht allein die Informationen im Web, sondern die, die bei Facebook selbst vorliegen - in der wohl grten Datenbank sozialer Beziehungen und Aktivitten, die die Welt je gesehen hat. Jede Suchanfrage solle eine konkrete Antwort ergeben, nicht einen Link auswerfen, der die Antwort enthlt.

"Graph Search ist dazu gestaltet, eine przise Anfrage konkret zu beantworten" , sagte Zuckerberg. Die Suchergebnisse basierten beispielsweise auf der Zahl von "Likes", die ein bestimmter Inhalt angesammelt habe, aber auch "auf anderen Umgebungsfaktoren". Informationen, die von engen Freunden stammen, sollen hher bewertet werden als solche, die von entfernteren Bekannten kommen.

Die Suchanfragen sollen vier konkrete Bereiche betreffen: Menschen, Fotos, Orte und Interessen. Vorgefhrt wurden von den Entwicklern Tom Stocky und Lars Rasmussen diverse Suchanfragen - von "Filme, die meine Freunde mgen" ber "Leute, die Chris heien und in Stanford auf der Uni waren" bis hin zu "Restaurants, die meine Freunde mgen". Lars Rasmussen ist Beobachtern der Netz-Szene wohlbekannt: Er hatte einst fr Google das glcklose Multifunktionswerkzeug namens Wave entwickelt, das sich nie durchsetzen konnte. 2010 ging er frustriert von Google zu Facebook - und arbeitet dort nun an dem Angriff auf Google mit.

Suchanfragen, die Facebook aus dem eigenen Datenbestand nicht klren kann, sollen weitergereicht werden: an Microsofts Suchmaschine Bing. Microsoft ist seit vielen Jahren mit einem kleinen Anteil an Facebook beteiligt. Nun tun sich die beiden Giganten zusammen, um dem Rivalen Google Marktanteile abzunehmen. Man halte Bing fr "eine sehr gute Suchmaschine", erklrte Zuckerberg bei der Pressekonferenz. "Wir glauben nicht, dass die Leute fr Web-Suche nur noch zu uns kommen werden", gab sich der Facebook-Grnder bescheiden, "aber wir wollten in Graph Search gute Suchergebnisse liefern". Mit der Kombination nhert sich die neue Allianz auch dem an, was Google "Social Search" nennt: Die Verknpfung von Information aus sozialen Netzwerken - im Falle von Google ist das Google+ - und Informationen aus der traditionellen Websuche.

Bei Facebook soll man das Suchnetz aber noch weiter spannen knnen. Als Beispiel nannte Zuckerberg "Videos, die Softwareentwickler mgen" ("Game of Thrones", "Big Bang Theory") und "Filme, die rzte mgen" ("Grey's Anatomy"). Die gesamte Facebook-Datenbank soll nutzbar gemacht werden.

Diversen anderen Diensten knnte Facebook mit dieser neuen Funktionalitt Probleme bereiten - nicht nur Google. Der Kurs der Aktien des Restaurant-Bewertungsdienstes Yelp etwa fiel unmittelbar nach der Ankndigung, dass Facebook knftig zur Restaurantsuche mit Hilfe des eigenen Freundeskreises genutzt werden knnte. Auch Dienste wie Foursquare werden es nun noch schwerer haben, denn auch Ortsinformationen werden bei Suchanfragen und Antworten knftig wohl bercksichtigt werden. Einen Dienst namens Nearby, der auf in der Nhe befindliche Angebote verweist, hat Facebook krzlich schon vorgestellt. Mit Nearby kann man den eigenen Freunden auch anzeigen, wo man sich gerade aufhlt - wie mit Foursquare.

Der neue Facebook-Suchdienst soll testweise zunchst nur einer begrenzten Nutzergruppe verfgbar gemacht werden. Zunchst wrden "Hunderte, vielleicht auch Tausende Nutzer" Zugang bekommen. Nach und nach sollen immer mehr Menschen Zugriff erhalten. Diesem Prinzip ist Facebook auch schon bei vorangegangenen Produkteinfhrungen hufig gefolgt.

Ob es die Mglichkeit geben werde, Suchergebnisse zu kaufen, also wie Google mit den Suchanfragen der Nutzer Geld zu verdienen, fragte ein Journalist. Das knne "in der Zukunft mglicherweise ein Geschftsmodell sein", sagte Zuckerberg, im Moment sei man nur daran interessiert, "etwas zu bauen, das die Leute wollen". Das ist unwahrscheinlich - Facebook ist stndig auf der Suche nach neuen Monetarisierungsmodellen, und Googles enormer Erfolg mit Suchwortvermarktung gilt bis heute als Messlatte frs Geschft mit dem Netz.

Man habe anhand der Art und Weise, wie Menschen Facebook nutzen, festgestellt, dass eine derartige Suchfunktion offenkundig ein Bedrfnis befriedige, sagte Zuckerberg. Auf die Frage, ob er nicht auch gern mit Google zusammengearbeitet htte, schoss er zurck: "Ich wrde liebend gern mit Google zusammenarbeiten!" Aber man sei bislang nicht in der Lage gewesen, "das hinzukriegen". Es sei dabei um "Privatsphre-Themen" gegangen. Google habe sich nicht so einfach wie Microsoft bereit erklrt, einmal verffentlichte Daten fr den Nutzer auch wieder lschbar zu machen - ein deutlicher Seitenhieb gegen den Rivalen. Ausgerechnet Facebook als Verteidiger der Privatsphre gegen die Datenkrake Google - das war eine ganz neue, sehr eigene Sichtweise, die der Firmengrnder da frhlich prsentierte.

Die Konkurrenz um das Geschft mit Nutzungszeit, Aufmerksamkeit und letztlich Werbegeldern hat mit der "Graph Search" jedenfalls soeben eine neue Qualitt gewonnen. Und das Zusammenprallen der Allianz Facebook-Microsoft mit Google drfte einen interessanten Wettkampf ergeben.

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