sábado, 19 de enero de 2013

Die Wucht der Musik, ungebremst - DIE WELT

Gustav Mahlers Dritte Sinfonie ist so randvoll mit Welt, mit Leben, mit Verzweiflung und Euphorie und allem, was dazwischenliegt, dass jeder Versuch, das musikalische Geschehen in Worte zu fassen, scheitern muss. Schon ihre Dauer von rund zwei Stunden Spielzeit ist eine Zumutung. Und das ist gut so. Diese Musik ist nicht zum Genießen da, sondern dazu, sich auszuliefern, sich erschüttern zu lassen.

Das haben Michael Gielen und das NDR Sinfonieorchester gerade in der Laeiszhalle eingefordert. Wenn Gielen dirigiert, hört man mitunter allzu deutlich den intellektuellen Zugriff des Siemens-Musikpreisträgers heraus. Dieser Mahler-Abend jedoch war so groß, weil Gielen der Musik erlaubte, all ihre Wucht ungebremst zu entfalten. Mit den erfahrungsgesättigten Bewegungen eines alten Dirigenten trieb er die Musiker an die Grenzen und oft auch darüber hinaus. Schneidend die Dissonanzen in den Holzbläsern, überwältigend und zugleich glasklar die Gewitter des Schlagwerks.

Intonation und Zusammenspiel waren nicht alleweil perfekt. Aber darauf kam es bei diesem beglückend unmittelbaren Musizieren nicht an. Weit häufiger waren die Stern-Momente: Matthias Höfs etwa spielte ein samtweiches Posthornsolo und schmiegte sich kammermusikalisch in den Orchesterklang. Stefan Geigers langes Posaunensolo war lebendig und vielfarbig wie der Monolog eines Menschen in Bedrängnis. Und die Mezzosopranistin Mihoko Fujimura spannte die Bögen ihres "O Mensch! Gib acht!" geradewegs in den Himmel.

No hay comentarios:

Publicar un comentario