lunes, 7 de enero de 2013

Der "choosy" Twitter-Start von Professor Monti - DIE WELT

"Wow, 100.007 Follower", entfuhr es dem sonst so nüchternen Mario Monti, als seine Twitter-Session vorbei war. Pünktlich um 11 Uhr hatte Monti am Samstag mit einem "Da bin ich" bei MontiLive die Diskussion eröffnet. Dann ging es zwei Stunden lang um die wichtigsten Themen im italienischen Wahlkampf: Krise, Wirtschaft, Staatshaushalt.

"Lieber Senator Monti", fragte @tigella , "haben Sie die Verschwendung wirklich bekämpft?" Und Monti twitterte: "In 13 Monaten haben wir gezeigt, was man alles in den nächsten fünf Jahren tun könnte." Mit "Arbeitsplätzen und Kampf gegen Kriminalität " antwortete Monti auf die Frage, wie er dem Süden Italiens helfen will, und wer seine fünf Prioritäten für Italien kennenlernen wollte, erfuhr: "Die Rolle der Frau aufwerten, sonst kann Italien nicht wachsen."

Für die Gemeinschaft des Kurznachrichtendienstes Twitter kamen die Antworten des "Professore" allerdings etwas zu langsam: in zwei Stunden nur 16 Tweets auf Hunderte Fragen. "So wenige Antworten, das ist reichlich choosy", frotzelte einer in Anspielung auf Montis Ministerin Elsa Fornero, die arbeitslose Jugendliche "choosy", wählerisch, geschimpft hatte.

Twitter als Marketingkampagne

Der Twitter-Auftritt Montis gehört zur Marketingkampagne, mit der der Regierungschef in der vergangenen Woche in den Wahlkampf durchgestartet ist. Am 24. und 25. Februar wird in Italien gewählt. Alles soll helfen, aus dem Technokraten Monti möglichst schnell einen sympathischen Politiker zu machen.

Denn Montis Ziel, so sagte er der Talkmasterin Lilli Gruber, sei es, Italien noch einmal zu regieren, und fügte hinzu: "Mir ist klar, dass die Natur meiner Person nun mutiert." Das hatte er bereits am Vortag bewiesen: In einer Radiosendung hatte Monti kräftig gegen seine politischen Gegner, Silvio Berlusconi und Pier Luigi Bersani, Spitzenkandidat der Demokratischen Partei, ausgeteilt.

Bei den Wählern kommt das nicht an. Montis Chancen liegen laut jüngsten Umfragen bei nicht mehr als 16 Prozent. Eine Umfrage des Instituts Demopolis ergab außerdem, dass fast 60 Prozent gegen Monti als Wahlkämpfer sind und ihn lieber als Präsidenten sähen.

Viele Bürger vertrauen ihm

Trotzdem sei in dem neuen politischen Panorama viel Bewegung, sagt Demopolis-Chef Pietro Vento: "Noch ist es zu komplex, zu analysieren, welchen Konsens die eigentlich schwache Koalition um Mario Monti haben wird. Es kann durchaus sein, dass Montis persönliches Engagement diesen Konsens erweitern kann." Dafür spricht dessen persönliche Beliebtheit als Regierungschef: Noch sprechen ihm 45 Prozent der Bürger ihr Vertrauen aus – trotz rigoroser Sparpolitik.

Die "Agenda Monti" bleibt wegweisend auch für seine persönliche Wahlliste "Bürgerwahl mit Monti für Italien". Er hatte sie am Freitag in Rom präsentiert und betont: "Die Liste ist nicht meine persönliche Partei, sondern der Versuch, die Bürger wieder der Politik anzunähern und die Politik bürgernäher zu machen.

Eine bürgerliche Volksbewegung für politische Verantwortung." Aber es sind die kleinen Zentrumsparteien, die mit Monti antreten, die bei den Wählern keinen Zuspruch finden. Da ist die Union der Christdemokraten (UDC), Überbleibsel der früheren Christdemokraten, deren Sekretär Pier Ferdinando Casini seit Jahren versucht, das Zünglein an der Waage der beiden großen politischen Lager zu sein.

Vatikan gibt Monti seinen Segen

Dazu kommt die Partei Zukunft und Freiheit (FLI), die Parlamentspräsident Gianfranco Fini gründete, als er aus Berlusconis Volk der Freiheit (PDL) ausscherte, sowie die Stiftung Italia Futura von Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo.

Auch vom Vatikan hat der Kandidat Monti bereits den Segen erhalten. Kardinal Angelo Bagnasco, Präsident der italienischen Bischofkonferenz, erklärte: "Über die Aufrichtigkeit und Fähigkeit von Mario Monti besteht eine breite Übereinstimmung. Man kann in der Politik verschiedene Meinungen haben, aber in diesem Fall hat es in Italien und auch im Ausland Anerkennung gegeben."

Als dann durchsickerte, dass auch die Wahlliste der neuen Monti-Partei von di Montezemolo und der katholischen Organisation Sant'Egidio bezahlt worden sein soll, kam harsche Kritik. Der Herausgeber der Zeitung "La Repubblica", Eugenio Scalfari, bisher auf Montis Linie, schrieb sich seine Enttäuschung von der Seele: "Lieber Monti, Sie haben sich sehr verändert. Bisher habe ich Sie immer für das sehr geschätzt, was Sie geleistet haben, aber in Ihrer jetzigen Rolle machen Sie mir Sorgen, und ich habe Angst davor, was Sie in Zukunft tun könnten, falls Sie den Pokal nicht gewinnen, ihn aber trotzdem für sich haben wollen."

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