domingo, 13 de enero de 2013

Facebook-Managerin Sandberg macht auf Steve Jobs - DIE WELT

Das soziale Netzwerk Facebook hat sich scheinbar eine Seite aus Steve Jobs Regieanweisungen für überraschende Pressekonferenzen kopiert: Für den kommenden Dienstag lädt der US-Konzern Journalisten und Analysten zu einer Präsentation in seine Zentrale im kalifornischen Menlo Park ein.

Doch was genau Gründer Mark Zuckerberg und seine rechte Hand Sheryl Sandberg zeigen wollen, verraten sie nicht – die Einladungskarte lockt vor schlichtem Facebook-Blau nur mit dem geheimnisvollen Satz "Komm und sieh, was wir bauen".

Die Ankündigung platzte mitten in die Elektronikmesse CES in Las Vegas, prompt war Facebook dort Tagesgespräch. Auch der Aktienkurs reagierte sofort und stieg erstmals seit dem Absturz nach dem Börsengang im Sommer 2012 wieder über die 30-Dollar-Marke.

Facebook ist wieder in

Damit hat das kongeniale Duo an der Facebook-Spitze sein Ziel bereits erreicht, bevor auch nur ein Wort gesprochen wurde: Facebook ist wieder in bei Investoren und Nutzern, und nutzt die CES, um den Schwung aus dem erfolgreichen Weihnachts-Werbegeschäft ins neue Jahr hinüberzuretten.

Treibender Faktor hinter dem aktuellen Aufschwung im Tagesgeschäft ist Chief Operating Officer Sheryl Sandberg. Die 43-Jährige hält Gründer Zuckerberg den Rücken frei, sie verhandelt direkt mit großen Werbekunden, entwickelt die Angebote für sie weiter – und könnte auch hinter dem nun angekündigten neuen Produkt stecken.

Schon vor gut einem Jahr sinnierte die Harvard-Absolventin öffentlich auf einer Tech-Konferenz in New York darüber, dass die Integration von Facebook in Mobilgeräten so reibungslos wie nur irgend möglich funktionieren sollte. Insbesondere das Verschicken, Hochladen und Kommentieren von Bildern im Netzwerk – die auf Facebook meistgenutzte Funktion – funktionierte nicht so, wie Sandberg sich das wünschte.

Konsumenten wollen die Wahl haben

Monatelang hatte insbesondere die Facebook-App für Android die Nutzer verärgert. Im Sommer zwangen Zuckerberg und Sandberg ihre Entwicklerteams sogar dazu, privat Android-Telefone zu verwenden, um ihnen klarzumachen, wie schlecht die Integration von Facebook in der weltweit meistgenutzten Smartphone-Plattform tatsächlich ist.

Zwar verbesserten die Techniker die App im vergangenen Dezember deutlich – doch das ändert nichts daran, dass nur ein eigenes Betriebssystem Facebooks Ansprüchen für den so wichtigen mobilen Markt gerecht werden könnte. Schon jetzt greifen insbesondere in den Wachstumsmärkten in Asien mehr als 60 Prozent der Nutzer mit Mobilgeräten auf das Netzwerk zu – Facebook muss also auf Smartphones schnell so gut wie möglich vertreten sein.

"Wir wollen, dass Konsumenten die Wahl haben", kommentierte Sandberg vor einem Jahr in New York die Frage, ob der Konzern unter ihrer Leitung eine eigene Mobillösung entwickle, und drückte sich vor einer echten Antwort.

Drei Möglichkeiten

Diese Antwort könnte sie nun am Dienstag nachreichen und gemeinsam mit ihrem Chef zeigen, wie Facebook sich seine mobile Zukunft vorstellt. Dafür hat sie mehrere Möglichkeiten: Sandberg könnte dem Vorbild von Amazons Kindle-Serie gefolgt sein und tatsächlich ein eigenes Mobilgerät zu einem extrem günstigen Preis vorstellen, um die Nutzer zum Wechsel zu überzeugen.

Alternative zwei wäre eine neue Betriebssystem-Variation auf Basis von Googles offener Android-Software mit blauem Facebook-Anstrich und tiefer Integration von Facebook-Funktionen. Dazu würde Facebook einen Partner wie den Smartphone-Hersteller Asus benötigen, der unauffällig die passende Mobil-Hardware zuliefert.

Dritte und für die Investoren wohl enttäuschendste Möglichkeit für die Produktpräsentation wäre ein Re-Design der Facebook-Homepage auf dem PC-Bildschirm. Diversen Nutzern zeigte Facebook in den vergangenen Tagen unangekündigt eine neue Variation der Profilansicht, in der die Aktivitäten im Freundeskreis breiteren Raum bekommen.

Auch tauchen aktuell neue Funktionen im offenen Betatest auf – so etwa die Möglichkeit, Nutzer direkt per Voice-Kommunikation anzurufen. Die Konkurrenz von Microsoft und Google bietet das in ihren Chat-Netzwerken seit Langem.

Wichtigstes Problem gelöst

Doch selbst wenn die Präsentation am Dienstag enttäuschen sollte, können die Investoren aktuell zuversichtlicher in Facebooks Zukunft blicken als noch vor sechs Monaten. Dafür können sie vor allem Sandberg danken, die entscheidend für die Reform von Facebooks Werbegeschäft verantwortlich ist.

Nach monatelanger Arbeit startete das Netzwerk zu Thanksgiving Ende November in den USA sein neues Geschäftsmodell: Kunden zahlen nun nicht mehr nur für Werbeanzeigen, wenn die Nutzer darauf klicken. Stattdessen können sie gegen harte Dollar direkt im Aktivitäten-Stream der Nutzer um Aufmerksamkeit buhlen.

Der erste Werbepartner für das neue Modell war der US-Retailer Wal Mart. Sandberg selbst schickte laut "Wall Street Journal" Wal-Mart-Marketingchef Stephen Quinn eine SMS mit den Worten "Viel Glück!" – danach brach über das Thanksgiving-Wochenende eine Lawine von 50 Millionen Wal-Mart-Nachrichten über die US-Nutzer herein.

Zwar protestierten viele von ihnen über die neue Werbe-Flut, doch Wal-Mart zog eine positive Bilanz. Und auch in den Augen der Wall Street löste Sandberg mit dem neuen Geschäftsmodell Facebooks wichtigstes Problem: Auf Mobilgeräten wird klassische Werbung nur äußerst schlecht wahrgenommen, da schlicht Bildschirmplatz fehlt. Die neuen bezahlten Nachrichten dagegen funktionieren plattformunabhängig.

Den Kursgewinn der Aktie nutzte Sandberg zu Jahresbeginn prompt auch persönlich: Sie verkaufte, noch vor der geheimnisvollen Einladung, 500.000 Facebook-Papiere für 14 Millionen Dollar. Die Ökonomin geht so auf Nummer sicher. Sollte ihr Coup am Dienstag in einem Flop enden, wäre zumindest der finanzielle Ärger nicht ganz so groß.

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Foto: André Laame Sheryl Sandberg ist die Facebook-Chefin
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