martes, 15 de enero de 2013

Netz-Aktivist Aaron Swartz (26) erhängte sich | Familie erhebt schwere ... - BILD

New York Am 1. April sollte der Prozess gegen Internet-Genie Aaron Swartz starten. Ihm drohten 35 Jahre Haft wegen Online-Kriminalität. Am Freitag erhängte sich der gefeierte Mitbegründer der Social-News-Webseite Reddit in seiner Wohnung in Brooklyn. Jetzt erhebt Swartz' Familie schwere Vorwürfe gegen die Regierung.

„Aarons Tod ist nicht nur eine persönliche Tragödie. Es ist das Ergebnis eines kriminellen Justizsystems", erklärte die Familie.

Lawrence Lessing, der an der Harvard Universität Jura lehrt und Swartz persönlich kannte, schrieb: „Wir brauchen einen besseren Sinn für Gerechtigkeit ... Die Frage, die diese Regierung beantworten muss, ist, war es wirklich notwendig, dass Aaron Swartz als 'Schwerverbrecher' abgestempelt wurde."

Der Computer-Experte Swartz leitete die Gruppe „Demand Progress", die sich gegen Zensur im Internet engagiert. Swartz war beseelt von einem Internet ohne Schranken und geriet dabei in Konflikt mit der Justiz.

Als Swartz vor einigen Jahren Millionen Seiten von Dokumenten aus dem kostenpflichtigen US-Gerichtssystem PACER herunterlud, ging er noch straffrei aus.

2010 stellte er Millionen wissenschaftlicher Artikel aus der digitalen Bibliothek JSTOR des Massachusetts Institute of Technology (MIT) ins Internet. Es handelte sich um Beiträge, die bis dahin nur gegen Geld zu lesen waren. 2011 wurde Anklage wegen Datendiebstahl gegen Swartz erhoben. Diesmal wollten ihn die Staatsanwälte nicht davon kommen lassen.

Obwohl JSTOR kein Interesse an einer Verfolgung von Swartz zeigte, sollte ihm der Prozess gemacht werden. Außer einer langjährigen Haftstrafe drohte ihm eine Geldbuße von einer Million Dollar (753 000 Euro).

Seine Anhänger stellten sich hinter ihn: Die Anti-Zensur-Gruppe „Demand Progress" erklärte, die Anklage habe „keinen Sinn". Genauso gut könnte die Justiz jemand ins Gefängnis stecken, der „angeblich zu viele Bücher aus der Bibliothek ausgeliehen hat".

War es die Angst vor der Haftstrafe, die Aaron Swartz in den Tod trieb?

Swartz hoffte offenbar bis zuletzt, dem Gefängnis entgehen zu können. Doch die Justiz blieb hart. Sein Verteidiger Elliot Peters sagte laut „Wall Street Journal", noch letzten Mittwoch habe er mit dem Hauptankläger, Staatsanwalt Stephen Heymann, versucht, einen Kompromiss zu finden, doch „er rührte sich nicht". Kurz nachdem der Deal gescheitert war, nahm sich Swartz das Leben.

Für Swartz' Familie steht fest: „Die Entscheidungen der US-Staatsanwaltschaft in Massachusetts und des MIT haben zu seinem Tod beigetragen." Für eine „mutmaßliche Straftat ohne Opfer" seien die Vorwürfe und die Strafandrohung von mehr als 30 Jahren „außerordentlich hart" gewesen.

Das MIT kündigte eine eigene Untersuchung an, bei der die Rolle der Forschungseinrichtung im Fall Swartz durchleuchtet werden soll.

Fakt ist aber auch: Swartz litt seit Jahren unter Depressionen.

In einem seiner Blogeinträge aus dem Jahr 2007 hieß es: „Sicher gibt es Zeiten, in denen man traurig ist. Vielleicht wurde man von jemand Geliebtem verlassen oder ein Plan ist schrecklich schief gelaufen. Man fühlt sich wertlos... Genau so ist depressive Stimmung, nur kommt sie ohne Gründe."

Trauer und Empörung im Internet

Auf Twitter, Facebook und in zahlreichen Blogs trauern die Menschen um den Online-Star, der schon als 14-Jähriger an der Entwicklung des RSS-Feeds beteiligt war. Viele geben der US-Justiz und dem MIT eine Mitschuld an Swartz' Tod. Anhänger seiner Ideen vom Internet ohne Grenzen, schreiben Nachrufe wie, „Aaron Swartz hat unsere Welt freier gemacht. Sei frei, Internet. Danke, Aaron, für dass, was du uns gegeben hast."

Die Hacker-Gruppe „Anonymous" ging noch einen Schritt weiter. Sie hackte zwei Webseiten des MIT und veröffentlichte am Sonntagabend einen Nachruf auf Swartz, berichten mehrere Medien. Darin ist von einem „grotesken Fehlurteil" die Rede, gegen das Swartz gekämpft habe. Zugleich forderte die Gruppe eine Reform des Urheberrechts.

Die Seiten sind inzwischen wieder erreichbar.

Traurige Ironie: JSTOR öffnete kurz vor Swartz' Tod den Zugang zu einem großen Teil des Archivs.

PS: Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von BILD.de-News!

No hay comentarios:

Publicar un comentario