martes, 24 de septiembre de 2013

Hat Facebook die Wahl beeinflusst? - Mittelbayerische

Bayerns Ministerin für Bundesangelegenheiten Emilia Müller (CSU) grüßte die Online-Runde per Internetbotschaft. Foto: altrofoto.de

Von REINHARD ZWEIGLER, MZ

Berlin. Die Wahlen in Bayern sowie im Bund sind gelaufen. Doch wie haben das weltweite Datennetz, wie haben soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter den Wahlkampf und schließlich das Ergebnis beeinflusst? An dieser schwergewichtigen Frage versuchten sich sozusagen in einer „digitalen Wahlnachlese" am Montagabend in der Bayerischen Landesvertretung Internetaktivisten, Medienexperten und Politiker. Dazu gab`s im Bierkeller der Vertretung eine deftige Brotzeit und – natürlich – reichlich Gerstensaft. Abschließende Antworten waren nicht zu erwarten, es gab aber doch den einen oder anderen Fingerzeig, wie Wahlkampf, Politik und demokratische Teilhabe im Internet funktioniert oder funktionieren könnte.

Die Nutzung von sozialen Netzwerken ist dabei nicht nur eine Frage des Alters, jüngere Menschen gehen damit in der Regel wie selbstverständlich um, sondern des Interesses, der Aufgeschlossenheit den neuen Medien gegenüber, meinte etwa die Internet-affine Dorothee Bär von der CSU, die gerade erfolgreich ihr Direktmandat verteidigt hat. Rund 90 Prozent der Abgeordneten des Bundestages nutzten soziale Netzwerke. Allerdings höchst unterschiedlich. Die einen stellten darüber lediglich die xste Pressemitteilung ins Netz. Andere wiederum arbeiteten wirklich interaktiv mit der Netzcommunity. Thomas Knüwer vom „Digitalen Quartett", dass sich allwöchentlich im Netz versammelt, meinte, wohl bewusst provozierend, Politiker bei Twitter wollten wirklich kommunizieren, jene bei Facebook dagegen nur Nachrichten absetzen. Überhaupt sei die – junge – Internet-Generation bei der Bundestagswahl von der Mehrheit der älteren Generation glatt überstimmt worden. Der Technologiestandort Deutschland sei bei dieser „Wahl der alten Menschen" schließlich „der wahre Verlierer" gewesen. Die steile These regte natürlich sofort zu Widerspruch an – oder zu Bekräftigung. Die Netzaktivistin Ulrike Langer, sie lebt in Seattle in den USA und hat für Barack Obama Wahlkampf gemacht, sprach von einer Kluft zwischen „digitaler Bevölkerung" und den nicht-digitalisierten Bürgern. Die Internet-Themen, Datensicherheit, NSA-Affäre und anders hätten den Ausgang der Bundestagswahl nicht beeinflusst. Andernfalls hätte die Unionsparteien nicht über 40 Prozent bekommen. Themen, wie sie etwa die Piraten aufgreifen, interessierten einen Großteil der Bevölkerung nicht. Der gleichfalls netz-aktive Journalist Richard Gutjahr vom Bayerischen Fernsehen berichtete von den Reaktionen gleich nach Verkündung der ersten Wahlergebnisse am Sonntagabend. Oh Gott, nun werde die Vorratsdatenspeicherung wiederkommen, der Datenschutz dagegen abgebaut, statt über das schnelle Breitbandnetz werde nun nur noch über die Autobahnmaut geredet, waren verbreitete Sorgen. Professor Jörg Scheidt von der Hochschule Hof/University of Applied Sciences meinte, die Wahl wäre ohne das Internet sicher nicht anders ausgegangen. Doch um vor allem junge Wähler anzusprechen, seien soziale Netzwerke unumgänglich. Auch würden brisante politische Themen über das Netz viel rascher kommuniziert als über andere, klassische Medien. Als Angela Merkel vor kurzem in einer Pressekonferenz vom „Neuland" Internet sprach, twitterte die Netzgemeinschaft amüsiert-pikiert, was das Zeug hielt.

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