Stuttgart - Erst hochgejubelt, dann in den Staub getreten – nun wieder in lichte Höhen gepusht. Das soziale Netzwerk Facebook ist ein beredtes Beispiel dafür, wie kurzatmig die Börsentrends in der Online-Branche sein können. Es spricht für eine gewisse Lernfähigkeit, dass der Kurznachrichtendienst Twitter ähnliche Fehler vermeiden will: Die Vorbereitungen zum Börsengang sind erst einmal ohne großes Tamtam angelaufen. Alle Zahlen, alle Prognosen sollen sitzen – und die ersten angesprochenen, potenziellen Investoren sollten ihr Urteil zunächst ohne den öffentlichen Erwartungsdruck fällen können.

Zweifellos gehört zur Online-Welt immer noch eine kräftige Prise Hype. Ob die aktuell wieder euphorischen Bewertungen etwa von Facebook, die sich auf Trends im vergleichsweise kleinen Segment für Anzeigen auf Mobilgeräten stützen, wirklich tragfähig sind, ist keineswegs gewiss. Aber so wie bei der berüchtigten „Dotcom-Blase" zur Jahrhundertwende wird es bei Twitter nicht zugehen. Das Unternehmen profitiert nicht wie die oft kleinen Firmen von damals von windigen Geschäftsprognosen, sondern besitzt reale Marktmacht. Wohl bald 300 Millionen Nutzer sind eine stolze Zahl. Twitter gehört wie Facebook, Amazon und Google zu den Unternehmen, die den digitalen Alltag bestimmen.

Das heißt nicht automatisch, dass sich das in klingende (Werbe-)Münze umsetzen lässt. Aber so schnell vom Markt fegen lässt sich Twitter dann auch wieder nicht. Der mit langem Atem vorgehende, ständig neue Geschäftsfelder auslotende Internetriese Google hat gezeigt, wie man auch in der Online-Welt lange oben bleiben kann. Natürlich ist der Niedergang von einstigen Größen wie IBM, Nokia oder Microsoft ein Menetekel dafür, dass in der digitalen Welt auch Riesen stolpern können. Doch der Konkurrenzkampf zwischen Facebook und Twitter, die beide die zentrale soziale Plattform für ihre Nutzer werden wollen, steht erst am Anfang. Twitter erzeugt in einem für eine Weile scheinbar darniederliegenden Börsensegment wieder Spannung.