viernes, 15 de febrero de 2013

Bierzelt im Internet - Frankfurter Rundschau

Früher war alles besser. Denn früher hatte die CSU den politischen Aschermittwoch für sich – und der große Vorsitzende Franz Josef Strauß mokierte sich über den politischen Gegner aufs Schönste – so über die FDP Ende der 70er Jahre: „Ein Schwanz, der gleichzeitig mit zwei Hunden wedelt." – oder er rief mit weiß-blauen Pathos aus: „Wir Bayern müssen bereit sein, wenn die Geschichte es erfordert, notfalls die letzten Preußen zu werden!" Jener Ernstfall ist zum Glück nie eingetreten.

Und heute? Heute sei der politische Aschermittwoch längst z u einem Anachronismus verkommen, urteilt das Flensburger Tagblatt: "Was zu Zeiten des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß noch verfing, wird heute eher mit Kopfschütteln bedacht. Jeder weiß: Mit markigen Sprüchen und Egotrips von Alphatieren mit Parteibuch werden Probleme wie Schuldenkrise, Arbeitslosigkeit oder Energiewende nicht gelöst. Sachliche Antworten sind beim Wahlvolk mehr gefragt als Hau-drauf-Reden und persönliche Anfeindungen." Die Herausforderungen der Zukunft seien halt zu komplex, um vormittags im Bierzelt gelöst zu werden.

Gut, könnte man einwenden, das sagen Norddeutsche, die den Sinn und das Vergnügen dieses Kraftmeierns noch nie verstanden haben. Nur, auch die Nürnberger Nachrichten lamentieren über ein aus der Zeit gefallenes Ritual: „Ein paar Stunden lang ziehen sie dann über ihren Gegner her, als habe der nur Komplett-Ignoranten, Volltrottel und mentale Analphabeten in den eigenen Reihen. Ob die Politik sich einen Gefallen tut, wenn sie dieses reichlich niedrigschwellige Angebot unterbreitet, ist fraglich. Den Gegner herabwürdigen war noch nie zielführend – selbst unter dem Deckmantel der Folklore nicht."

Das ist gewiss so, aber gegen die Wahrnehmung, dass es sich um eine unzeitgemäße Veranstaltung handelt, könne man etwas tun – glaubt zumindest die Badische Zeitung und verweist auf die Internet-streams und -filmchen der Parteien: „Die wahre Meinungsbildung findet nicht in den Bierzelten, sondern am Bildschirm statt – und die CSU gehört zu den Parteien, die das längst spüren. Keine Frage, die SPD hatte diesmal die beste Leitung. In feinster Qualität kommen die Bilder ihrer Bierzeltredner rüber übers Internet – noch besser als bei CSU, Grünen und Piraten. Aber die CSU hat den besseren Film: Mit bayerischen Bergen, dem politischen Urgestein Franz Josef Strauß, auch auf dem Rennrad – und mit den besten Aschermittwochssprüchen aus fünf Jahrzehnten. Das ist wohl Laptop und Lederhose in Reinkultur."

Wenn diese Neuerungen tatsächlich Erfolg haben sollten, könnten vielleicht die Piraten davon lernen, bei denen Kommentatoren derzeit gern „digitale Demenz" (FAZ) diagnostizieren und wenigstens raten, „das Betriebssystem neu aufzusetzen" (Süddeutsche Zeitung). Wenn danach ein Bierzelt auf dem Bildschirm auftaucht, wird alles gut …

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