jueves, 21 de febrero de 2013

Bye, bye @schmidtlepp: Warum Pirat Lauer Twitter verlässt - STERN.DE

Die krautigen Piraten und die bildungsbrgerliche "Frankfurter Allgemeine Zeitung" - das ist schon eine kuriose, mindestens schillernde Allianz. Wer hatte nicht gestaunt, als der Politische Geschftsfhrer Johannes Ponader ausgerechnet in der "FAZ" seinen Abschied von der Sttze ankndigte? Nun zieht sein Parteifeind Christopher Lauer nach und verkndet in dem Blatt ebenfalls einen Abschied - von Twitter. Knftig will Lauer, einer der bekanntesten Kpfe der Tekkie-Basisdemokratie-Transparenz-Bewegung namens Piraten, in der stillen Schreibstube Kolumnen verfassen und sie ganz "old school" zum Druck einreichen. Aha. Wenn sich Querkpfe verbrgerlichen, dann offenbar gerne mit "FAZ"-Siegel. Gerade noch Pirat, jetzt schon Skipper.

Bemerkenswert ist Lauers Artikel nicht nur aufgrund des Publikationsortes, sondern auch, weil er Verrat an einem geheiligten Prinzip der Piraten bt: der direkten Kommunikation. Lauer argumentiert, kurz gefasst: Twitter nervt. Jeder knne ihn erreichen und seine Tweets kommentieren. Er habe aber keine Lust mehr, jeden Tag "mindestens einen doofen Kommentar, eine Beleidigung" zu lesen. Mehr als 500 Personen habe er bereits geblockt, sie knnen nicht mehr mit ihm kommunizieren. Allein diese Notwehrmanahmen aber verursachten "sozialen Stress". Jo mei, mchte man dazwischen rufen: Sind die Piraten nicht angetreten, sich genau dem auszusetzen? Gehrt die mhselige, basisdemokratische Meinungsfindung nicht zu ihrem Markenkern? Wie hlt Lauer eigentlich einen Piraten-Parteitag durch? Oder genauer: Was will er da eigentlich?

Optimierung des Selbstmarketings

Skipper Lauer hat offenkundig einen Prozess durchgemacht, der sich als politische Professionalisierung, aber auch als schnde Anpassung beschreiben lsst. Nicht er verndert das System, das System hat ihn verndert. Lauer rechnet in seinem Artikel durch, in welchem Medium er politische Botschaften einem mglichst breiten Publikum eintrichtern kann. Und er kommt zu dem wenig berraschenden Schluss: In einer Tageszeitung oder im Fernsehen hat er weit bessere Chancen als auf Twitter. Das lsst nur einen Schluss zu: Der Mann will raus aus der Debatte. Er will eine One-Way-Kommunikationsmaschine werden wie so viele etablierte Politiker auch. Das passt auch besser zu seinem Typus. Nicht nur stern.de hat ihn schon vor Monaten als grten Ego-Shooter seiner Partei beschrieben. Nun steht eine weitere Optimierung des Selbstmarketings an.

Wer Lauers Account auf Twitter abonniert hatte, hatte oft das Gefhl: Der Mann tweetet sich einen Wolf. Seine Finger mssen Hornhute dick wie eine "FAZ"-Ausgabe haben. Und lngst nicht alles war politisch oder hilfreich oder originell. "Tad", "#Massiv", "Der Abend ist gerettet" (alle vom 2. Februar) sind Kann- aber wahrlich keine Muss-Botschaften. Das ist in Ordnung, wenn sich ein Politiker auch als soziales Wesen widerspiegeln will. Unverstndlich ist hingegen, dass nun ausgerechnet Lauer mehr Kommunikationsdisziplin bestellt. "Ist es zu viel verlangt", schreibt er in der "FAZ", "dass sich alle, egal, in welcher Kommunikationsform, vorher folgende drei Fragen stellen: Muss es gesagt werden? Muss es jetzt gesagt werden? Muss es jetzt von mir gesagt werden? Und: Welcher Mehrwert entsteht denn durch diese permanente Nabelschau auf Twitter konkret und fr wen?" Tja. Go ask yourself.

Aktenstudium, Besonnenheit

Dass Lauer, der schon mal, und das ist nur ein willkrlich gegriffenes Beispiel, 35 Tweets und Retweets am Tag absetzte (2. Frebruar), irgendwann das Gefhl hat, er ersuft im kommunikativen Klein-Klein, ist wenig erstaunlich. Das ist aber eben nicht ein "Kollateralschaden" (Lauer), der notwendig aus der technischen Konstruktion des Kurznachrichtendienstes resultiert, sondern ein Zustand, der Lauers ureigener Mitteilungsmanie zu verdanken ist. Es wre auch im Sinne des Steuerzahlers, wenn er diese etwas zgeln wrde. Politik soll ja, hrt man zumindest, auch so etwas wie Aktenstudium, Nachdenklichkeit und Besonnenheit erfordern.

Natrlich hat Lauter seinen Abschied von Twitter auch auf Twitter verkndet. Das hat viele sarkastische Kommentare provoziert. Nur zwei seien hier genannt. "Lauer wei ja selbst am besten, dass man mit SMS viel effektiver Menschen erreicht" (eine Anspielung auf seine Rcktrittsforderung an Ponader, die er per SMS verschickte). Und: "Wrde mich nicht wundern, wenn er bald die Partei wechselt."

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