miércoles, 2 de enero de 2013

Netz-Stichworte des Jahres: Was man 2013 über das Internet wissen muss, um ... - Spiegel Online

Google

Google arbeitet an einer umfassenden, digitalen Infrastruktur, deren Grenzen von zwei Faktoren bestimmt werden: mangelnde Genialitt im Bereich sozialer Medien und politische Macht. Google ist nicht bse, aber zu gro und zu brsennotiert, um gut zu sein. Wenn man unter gut versteht, sich im Zweifelsfall um das gesellschaftliche Wohlergehen strker zu kmmern als um Aktionrswnsche. Im deutschen Sprachraum aber ist der Kern der Google-Kritik zu hufig Internetkritik. Denn hinter Google stehen einzelne Personen und deren Entscheidungen, denen man bequem Schuld geben kann. Der eigentliche Adressat ist jedoch der technosoziale Fortschritt, viel unerbittlicher und umwlzender als hundert Googles. Was nicht bedeutet, sich kritik- und kampflos zu ergeben, weder dem einen noch dem anderen.

Facebook

Mark Zuckerbergs Genius besteht daraus, zu erspren, was die sozial vernetzten Massen wollen, bevor sie es selbst wissen. Seine Trefferquote ist erstaunlich, seine geschmeidige Balance aus Beharrlichkeit und Zurckruderei ebenso. Facebooks Fall wird beginnen, wenn der Druck der Brse entscheidungsrelevanter wird als Zuckerbergs Gespr. Das angebliche Mobile-Problem des sozialen Netzwerks existiert nicht, das tatschliche Vermarktungsproblem erfordert fr die Lsung jedoch Geduld. Denn diese liegt in einem sozialen Suchlayer fr das gesamte Restinternet: ein Social Adsense. Dessen Aufbau erfordert Zeit, weil es um Vertrauen und Gewohnheitsnderungen von Werbekunden geht. Und es ist ein Mythos, dass diese nur rational nach Effizienz entscheiden wrden.

Apple

Die hermetischen Strukturen der Apple-Welt garantieren die zentralen Vorteile seiner Produkte: Einfachheit, Eleganz und Sicherheit. Es ist allerdings erstaunlich, dass Apple auer Stande scheint, diese Leitmotive ins moderne Internet zu bertragen, von Cloud bis zur sozialen Vernetzung. Die eigentliche Leistung des Unternehmens ist der Aufbau eines digitalen kosystems, bestehend aus Hardware, Betriebssystemen und Konsumplattformen. Apples Nutzprogramme dagegen pendeln zu oft zwischen Zumutung, Dysfunktionalitt und Egalheit. Falls Apple plant, mehr Internet zu wagen, bleibt nur der Zukauf eines entsprechenden Unternehmens, potentielle Kandidaten wren Dropbox, Soundcloud und, ja, Twitter.

Amazon

Amazon mchte Apple werden, nur schlechter designt. Dafr aber mit einer Konsumplattform auch fr nichtdigitale Produkte. Die Funktionsweise des Amazon-Browsers Silk gehrt zu den potentiell gefhrlichsten Entwicklungen fr das offene und freie Internet. Denn damit werden alle Datenstrme der neuen Amazon-Tablets ber firmeneigene Server geleitet, was technisch eine ungekannte Kontrolle ermglicht. Obwohl diese Funktion abschaltbar ist, werden so die bedrohlichsten Begehrlichkeiten geweckt. Wenn erst einmal ein Gertehersteller technisch und damit politisch fr Netzinhalte verantwortlich gemacht werden kann, ist das bereits in den Brunnen gefallene Kind ertrunken.

Privatsphre

Das mitteleuropische, vornetzige Verstndnis von Privatsphre lsst sich weder technisch noch gesellschaftlich halten. Die kommende Diskussion sollte sich nicht darum drehen, wie sich diese Form der Privatsphre noch ein paar Jahre verlngern lsst. Sondern wie sich eine dringend notwendige, zuknftige Form der Privatsphre aus den Bedrfnissen der Gesellschaft heraus entwickeln lsst und nicht nur aus denen der Datenwirtschaft.

Netzpolitik

Netzpolitik interessiert nur Leute, in deren Alltag spitze Klammern eine Rolle spielen. Fr alle anderen, denen das Internet trotzdem so wichtig ist wie flieendes warmes Wasser, ergibt sich Handlungsbedarf erst, wenn es tatschlich schmerzhaft wird. Oder zumindest so aussieht. Die digitale Infrastruktur ist nmlich so abstrakt, dass die Mglichkeit ihrer hypothetischen Bedrohung nur im Ausnahmefall breitenwirksam ist. Daraus folgt eigentlich, dass es eine Interessenvertretung der Internetnutzer geben msste.

Piratenpartei

Die Piratenpartei htte fr das Internet sein knnen, was die CSU fr Bayern ist. Ihre Allergie gegen das eigene Fhrungspersonal hat jedoch dazu gefhrt, dass sie Themen nicht setzt, sondern verwaltet. Aber Whler werden nicht durch Themen berzeugt, sondern durch Haltungen - und dafr braucht man Kpfe. Fr das Internet wre einen starke Piratenpartei wichtig gewesen.

Netzneutralitt

Die Erhaltung eines einigermaen neutralen Netzes ist die wichtigste digitalpolitische Aufgabe fr 2013. Das Dilemma besteht darin, dass fr den kontinuierlichen Netzausbau sehr viel mehr Geld bentigt werden wird, als sich mit dem Zugangsverkauf erlsen liee. Zur grten Bedrohung fr die Netzneutralitt knnten in den kommenden Jahren nicht die Telekommunikationsunternehmen werden - sondern deren Kunden. Und zwar genau dann, wenn sie in Massen entscheiden, dass ein kostenloses Paket aus Facebook, YouTube, Chat und ein paar Dreingaben ausreicht. Und man den umfassenden Netzzugang eigentlich nicht so dringend braucht. Der Feind eines netzneutralen Internets ist die Bequemlichkeit wenig versierter Nutzer.

Augmented Reality

Anfang 2013 sollen die ersten Google Glasses an Entwickler verschickt werden. Diese Datenbrillen werden Netz und Welt auf ungekannte Weise verschmelzen. Ob sie ein Gadget von digitaler Liegefahrradhaftigkeit bleiben oder grte Durchschlagkraft entwickeln, hngt hauptschlich vom Vorhandensein einer funktionalen und angenehm bedienbaren Eingabemglichkeit ab. Eine Brille, die nur abbildet, ist eine Spielerei. Eine Brille, die digitale Interaktion ermglicht, ist eine Welt.

Big Data

Big Data bedeutet, dass Unternehmen versuchen zu messen und zu berechnen, was sie irgendwie bisher erraten mussten. Fr Nutzer ergeben sich im Jahr 2013 auer einer leicht besseren Spracherkennung und noch etwas aufdringlicherer Internetwerbung keine sprbaren Effekte. Konzerne mit groem Datenbestand dagegen mssen unbedingt was mit Big Data machen, weil sie sonst im Jahresverlauf pleitegehen.

Cloud

Seit vielen Jahren vertrauen fast einhundert Prozent der Bevlkerung in Deutschland ihr wirtschaftlich wertvollstes Gut einer Cloudanwendung an. Das gewhnliche Konto besteht aus einem Datum, einer Zahl auf einem Server, der einem nicht gehrt, dessen Ort man nicht kennt. Wenn man die Cloud benutzen mchte, gehrt also das Gleiche wie beim Konto dazu: sehr groes Vertrauen in den Anbieter, die Betonung auf Sicherheit und nach Mglichkeit eine persnlich kontrollierte Rckfallebene. Wenn man nicht gerade Kryptonerd ist, braucht man darber hinaus auch einfach Glck.

Open Alles

Die Transformation zur digitalen Gesellschaft ist eine Frage der ffentlichen Funktionalitten: wer kann welche Daten wie und wann nutzen? Hinter den vielen Open-Bewegungen wie Open Access, Open Data, Open Government und auch Open Source steht nicht weniger als ein neues Verstndnis von ffentlichkeit. Die vordigitale ffentlichkeit war primr ein Kommunikationsraum, die digitale ffentlichkeit ist zustzlich ein Funktionsraum. Der Unterschied zwischen ffentlichkeit und digitaler ffentlichkeit ist vergleichbar damit, ob Informationen ffentlich zugnglich oder ffentlich zugnglich und maschinell prozessierbar sind.

Digitale Sphre

Man sagt Internet, aber Apps gehren in der Regel nicht dazu. Man sagt Netz, aber Android kann damit kaum gemeint sein. Man sagt Web, aber Ebooks haben damit wenig zu tun. Aber Begriffe prgen Diskussionen und damit die zuknftige Entwicklung. Deshalb soll der Begriff "Digitale Sphre" fr alles stehen, was elektronisch und datenbasiert funktioniert.

Urheberrecht

Der Streit ums Urheberrecht im Internet wird 2013 zur allerseitigen Zufriedenheit aufgelst werden.

Anmerkung: Die Idee eines Internet-Nutzerverbandes stammt ursprnglich vom Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch und ist eine ausgesprochen gute.

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